Berlin/München.

Die künftige Bundesregierung kann mit einer robusten Wirtschaft im Rücken loslegen. Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen ließ zwar vor der Bundestagswahl überraschend nach, ist aber immer noch ausgezeichnet. Der Geschäftsklima-Index fiel im September um 0,7 auf 115,2 Punkte, wie das Ifo-Institut bei seiner Umfrage unter 7000 Managern herausfand. „Die neue Legislaturperiode startet trotzdem mit dem Rückenwind einer starken Konjunktur“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Montag.

„Das Bundestags-Wahlergebnis wird manchen überrascht haben“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. „Jamaika“ – wie das als erste Option geltende Bündnis aus Union, FDP und Grünen genannt wird – werde schwer zu realisieren sein. „Auch Neuwahlen sind nicht auszuschließen. Da kann sich schon Verunsicherung breit machen.“

Nervös macht die Aussicht auf eine Jamaika-Koalition die Euro-Anleger. Dabei ist gar nicht das Grün das Problem, wie man meinen könnte, sondern das Gelb: Denn die FDP ist mit einem Wahlprogramm angetreten, das eine tiefere finanzpolitische Integration der EU und einen Schuldenerlass für Griechenland kritisch sieht. Anleger befürchten bei einer Regierungsbeteiligung der FDP schwere Zeiten für den Euro: „Nun beurteilt der Markt aber eine weitergehende fiskalische Union als einen Weg, weiterhin bestehende langfristige systemische Risiken des gemeinsamen Währungsraumes zu mildern“, bringt es Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann auf den Punkt. Frankreichs Präsident Macron verfolge die Entwicklung in Deutschland besonders aufmerksam, sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Am Dienstag will Emmanuel Macron seine Vorschläge zur Vertiefung der Eurozone unterbreiten. Diese Vorschläge werden damit zum Inhalt der Koalitionsverhandlungen. Dann wird sich zeigen, ob die französisch-deutsche Achse in Fragen der Weiterentwicklung der Euro-Zone und der Rettung hoch verschuldeter Euro-Staaten weiter geschlossen vorangeht.“