Berlin. Vor allem russische Accounts sind an der Kampagne für die Rechtspopulisten beteiligt

Seit Sonnabend haben Hacker auf dem Kurznachrichtendienst Twitter massenhaft Kampagnen zur Unterstützung der AfD verbreitet. Hunderte „Bots“, also Accounts, die automatisiert betrieben werden, posteten am Sonnabend und Sonntag unter dem Hashtag „WahlBetrug“ Meldungen im Sinne der AfD. Herausgefunden hat dies die US-amerikanische Denkfabrik „DFRLab“.

Laut der Organisation seien viele der verbreiteten Accounts Teil eines russischen Bot-Netzwerks. Dafür spricht, dass Nachrichten von bisher sehr unbekannten Twitter-Profilen laut DFRLab innerhalb kürzester Zeit hundertfach geteilt wurden von meist russischen Twitter-Accounts. In der Nacht zu Sonntag entstanden so mehr als 5700 Posts mit dem Hashtag „WahlBetrug“ und Bezug zur AfD, schreibt die Organisation.

In einer Analyse kommt sie zu dem Schluss: „Die fortwährende Verbreitung von rechtsextremen Nachrichten legt nahe, dass der Bot-Manager entweder ein AfD-Unterstützer ist, oder dass die AfD das russische Bot-Netzwerk dafür bezahlt, ihre Nachrichten zu verbreiten.“

Offizielle AfD-Kanäle sprechen von Wahlbetrug – ohne Beweis

Im Laufe des Wochenendes hatten auch offizielle Accounts der AfD die Kampagne aufgegriffen. So warnte etwa der AfD-Kreisverband in Münster im Netz vor Wahlbetrug. Sollte die Partei nicht mindestens 15 Prozent der Stimmen erhalten, könne es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Auch der Kreisverband im Landkreis Saale warnte vor einem Wahlbetrug zu Ungunsten der rechtspopulistischen Partei. Immer wieder riefen die Profile daher dazu auf, sich als Wahlbeobachter zu beteiligen. Ein Indiz für die Behauptung lieferte jedoch keiner der Social-Media-Kanäle.

Laut dem Hamburger Online-Politikberater und Blogger Martin Fuchs ist dies kein neues Phänomen. Schon bei mehreren Landtagswahlen hätten AfD-nahe Kreise im In- und Ausland versucht, auf diese Weise im Voraus ein möglicherweise schlechtes Ergebnis der Partei zu erklären, sagte Fuchs. Von der AfD selbst müsse die Kampagne deshalb aber nicht stammen: „Es gibt unter Rechtspopulisten ein internationales Netzwerk, das sich unterstützt“, erklärte der Politikberater. Die Partei selbst müsse für diese Kampagnen gar nicht tätig werden.