Berlin.

Nach dem Anschlag auf die Londoner U-Bahn hat die britische Polizei einen zweiten Verdächtigen festgenommen. Das teilte Scotland Yard am Sonntag mit. Der 21-jährige Mann wurde demnach in der Nacht zum Sonntag in Hounslow im Westen der britischen Hauptstadt wegen Terrorverdachts in Gewahrsam genommen. Zudem durchsuchten die Ermittler eine Wohnung in der Ortschaft Stanwell nahe dem Flughafen Heathrow westlich von London. Die Durchsuchung stehe in Zusammenhang mit der Festnahme, teilten die Behörden mit. Die Ergreifung eines zweiten Verdächtigen weise darauf hin, dass das Attentat nicht von einem „einsamen Wolf“ begangen worden sei, sagte die britische Innenministerin Amber Rudd.

Bereits am Sonnabend war der Polizei ein 18-jähriger Mann im Ausreisebereich des Hafens von Dover ins Netz gegangen. Er soll Medienberichten zufolge bei Pflegeeltern nahe London gelebt haben. Das Reihenhaus der Pflegeeltern in der Grafschaft Surrey im Südwesten der Hauptstadt wurde durchsucht. Das ältere Ehepaar soll dort immer wieder Kinder und Jugendliche in Pflege genommen haben. Nach Angaben des TV-Senders BBC waren zuletzt auch Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak darunter.

Bei dem Anschlag am Freitag in London war eine selbstgebaute Bombe in einer voll besetzten U-Bahn nahe der oberirdischen Haltestelle Parsons Green explodiert. Durch den Feuerball und anschließendes Gedränge wurden 30 Menschen verletzt. Laut BBC soll es sich bei der Bombe um eine ähnliche Konstruktion gehandelt haben wie beim Attentat in Manchester. Bei dem Anschlag im Mai waren 22 Menschen getötet worden. In beiden Fällen soll der Sprengstoff TATP eingesetzt worden sein, der wegen seiner verheerenden Wirkung in Dschihadistenkreisen „Mutter des Satans“ genannt wird.

Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Dafür gebe es jedoch noch keine Hinweise, betonte Innenministerin Rudd. Am Sonntag wurde die Terrorwarnstufe von „kritisch“ auf „ernst“ heruntergesetzt. Das heißt, dass ein weiterer Anschlag zwar nicht mehr unmittelbar bevorstehe, aber immer noch sehr wahrscheinlich sei.