Berlin.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) scharf angegriffen. Merkel sei „abgehoben“, sagte Schulz am Sonntag im ARD-Sommerinterview. „Sie benutzt die Infrastruktur des Bundes für einen Spottpreis, um zu ihren Wahlkampfauftritten zu fliegen“, sagte Schulz. Viele Menschen hätten den Eindruck, „dass Angela Merkel entrückt ist“. „Das ist eine Art der Abgehobenheit, die mobilisierend ist für meine Wählerinnen und Wähler im Wahlkampf“, so Schulz.

Der SPD-Kandidat warf der Kanzlerin außerdem vor, sie reagiere auf Provokationen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu zögerlich. „Wie lange wollen wir tatenlos zusehen, dass Herr Erdogan uns an der Nase herumführt?“, fragte Schulz mit Blick auf den Journalisten Deniz Yücel und andere in der Türkei inhaftierte Deutsche.

Merkel wies den Vorwurf ihres SPD-Herausforderers zurück, abgehoben zu sein und den Kontakt zum Bürger verloren zu haben. Sie versuche, ihrem Amtseid „wirklich gerecht zu werden – dem Wohle des deutschen Volkes zu dienen“, sagte Merkel am Sonntag in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. „Und das bedeutet: Den Menschen im Lande zu dienen.“ Sie übe ihr Amt gern aus, sagte Merkel.

Zuvor hatte der „Spiegel“ berichtet, Schulz verzichte im Bundestagswahlkampf auf die auch ihm zustehende Inanspruchnahme der Flugbereitschaft von Bundeswehr und Bundespolizei. Auch die Bundesminister der Sozialdemokraten nähmen die Flugdienste nicht in Anspruch, teilte die Partei dem „Spiegel“ mit. Das Magazin berichtet weiter, dass die CDU die Kosten für Flüge ihrer Vorsitzenden Angela Merkel mit Bundeswehr-Flugzeugen oder Polizeihubschraubern zu Wahlkampfterminen entsprechend den Richtlinien erstattet.

Die Richtlinien für die Nutzung der Flugbereitschaft sehen vor, dass die Kosten pro Person nach der tatsächlichen Flugstrecke abgerechnet werden, jeweils entsprechend dem Normaltarif der ersten Klasse beziehungsweise Businessclass eines gewerblichen Anbieters. Dies teilte ein Sprecher des zuständigen Verteidigungsministeriums mit. Das Magazin schrieb, dass mit dieser Erstattungsregelung nur ein Bruchteil der tatsächlichen Kosten abgedeckt sei. Die CDU habe dazu mitgeteilt, dass man sich an die Bestimmungen halte.