Barcelona. Terroristen wollten die Basilika Sagrada Família und andere Sehenswürdigkeiten in die Luft sprengen. Muslime wehren sich gegen Vorurteile

Ausländerfeindliche Schmierereien, Hasskommentare im Internet, Beleidigungen von Muslimen auf der Straße, Neonazi-Attacken: Nach den Terroranschlägen von Barcelona und Cambrils, hinter denen eine Gruppe junger marokkanischstämmiger Terroristen mit doppelter (also auch spanischer) Staatsangehörigkeit steckt, erlebt Spanien einen in diesem Land bisher noch nicht gesehenen Ausbruch von Islamophobie.

Beim Anschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona und einer vereitelten Attacke im ebenfalls in Katalonien liegenden Küstenort Cambrils waren am vorigen Donnerstag insgesamt 15 Menschen getötet worden. Nach ersten Aussagen der verhafteten Überlebenden der Terrorzelle hätten sie erwogen, neben der weltberühmten Basilika Sagrada Família weitere wichtige Gebäude Barcelonas in die Luft zu jagen, berichteten die Zeitung „El Mundo“ und andere Medien unter Berufung auf Justizkreise.

Nun wurden etliche Moscheen und marokkanische Einrichtungen in den letzten Tagen mit Schmähparolen besprüht. „Ihr werdet alle sterben, verdammte Moslems“, pinselten Unbekannte auf das Tor des Gebetshauses im katalanischen Ort Montblanc. Madrids Arbeitervorstadt Fuenlabrada erwachte mit dem Aufruf „Tod dem Islam“ am muslimischen Gebetshaus. In dem Madrider Vorort San Martín de la Vega wurden Rollläden marokkanischer Geschäfte beschmiert. Auf einer Moschee in Sevilla prangte: „Mörder, das werdet ihr bezahlen.“ Die Gebetsräume in Granada wurden mit Feuerwerksraketen beschossen. Das ist nur eine kleine Auswahl der Vorfälle der letzten Tage.

Nicht erst seit den Terrorangriffen im nordspanischen Katalonien wächst die Fremdenfeindlichkeit in Spanien kontinuierlich: Schon im vergangenen Jahr registrierte die Plattform gegen Islamophobie mit landesweit 573 Aggressionen gegenüber der muslimischen Bevölkerung einen neuen Höchststand. Das sei nur die Spitze des Eisbergs, glaubt man bei dieser Bürgerplattform. Die meisten Fälle würden aus Angst vor weiteren Problemen erst gar nicht zur Anzeige gebracht.

Viele muslimische Gemeinden in ganz Spanien versuchten schon Stunden nach den Terroranschlägen gegenzusteuern und demonstrierten gegen den islamistischen Terror: „Nicht in unserem Namen“, „Der Islam bedeutet Frieden“, „Ich bin Muslim, aber kein Terrorist“ und „Der Terrorismus hat keine Religion“ stand auf Plakaten, die auf Barcelonas Flaniermeile La Rambla hochgehalten wurden. Bewohner und ausländische Besucher dankten den muslimischen Demonstranten mit Applaus und auch mit mancher Umarmung.