Washington.

Rund 16 Jahre nach dem Beginn des Kriegs in Afghanistan stehen die USA vor einer Aufstockung ihrer Truppen im Rahmen einer größeren Südasienstrategie. Damit würde US-Präsident Donald Trump einen klaren Richtungswechsel vollziehen. Er hatte im Wahlkampf seinen Anhängern wiederholt einen Abzug der USA aus dem Land am Hindukusch versprochen. Der neue Kurs ist für den Präsidenten politisch riskant.

Nach Informationen der „New York Times“ und anderer US-Medien wollten die USA ihre neue Strategie mit Forderungen an die internationale Koalition und die Sicherheitskräfte der afghanischen Regierung verknüpfen. Auch soll der Druck auf das Nachbarland Pakistan erheblich verstärkt werden, das als Rückzugsraum und Operationsbasis für die Taliban gilt.

Abgrenzung von der Politik Barack Obamas

Verteidigungsminister James Mattis und andere Militärs hatten sich für eine Aufstockung ausgesprochen. Sie sehen sie als zwingende Voraussetzung, im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban verlorenen Boden gut zu machen. Mattis hatte sich nach letzten Abstimmungen in der US-Regierung sehr zufrieden gezeigt. Die USA haben derzeit 8400 Militärangehörige in Afghanistan stationiert. Diskutiert wurden auch ein Totalabzug und der Einsatz privater Söldner statt regulärer Soldaten. Dafür hatte sich vor allem Stephen Bannon stark gemacht, der aber als Trumps politischer Chefstratege das Weiße Haus verlassen hat.

Trump will seinen Kurs von dem seiner Vorgänger abgrenzen, insbesondere von Barack Obama, dessen Afghanistanpolitik er oft kritisierte. Berichten zufolge will das Weiße Haus den Einsatz zwar nicht als „open end“ deklarieren, auf klare Abzugsziele aber künftig verzichten. Dies binde den USA die Hände und spiele ihren Gegnern in die Karten. Es solle stärker betont werden, dass der Einsatz im Rahmen des Kampfes der USA gegen den Terrorismus steht.

Die Nato und andere westliche Länder sollen auf einen stärkeren Einsatz verpflichtet werden. 15 Nato-Staaten haben bisher eher allgemein ein zusätzliches Engagement in Aussicht gestellt. Deutschland ist nach den USA und Italien größter Truppensteller in Afghanistan. Vor dem Hintergrund der Bundestagswahl im September ist eine Ausweitung des Kontingents derzeit kein Thema. Die Sicherheitslage hat sich in Afghanistan seit Ende der Nato-Kampfmission im Dezember 2014 drastisch verschlechtert.