Barcelona.

Als er am Montagnachmittag entdeckt wurde, trug Younes Abouyaaquoub noch das gleiche blau-weiß gestreifte Polohemd, das er auch am Tag des Attentats vor vier Tagen in Barcelona am Körper hatte. Eine Dorfbewohnerin erkannte ihn in der Nähe des nordspanischen Ortes Subirats, 50 Kilometer westlich von Barcelona, als er sich den Häusern ihres Dorfes näherte.

Die Frau alarmierte per Handy die Polizei, die schon seit Tagen die ganze Umgebung Barcelonas durchkämmte und mit schwerbewaffneten Kräften in der Nähe war. Als die Beamten am Ort eintrafen, fanden sie den meistgesuchten Terroristen Europas in der Nähe einer Tankstelle am Rande der Landstraße C-243 b. Der 22-jährige Extremist trug etwas am Körper, das wie ein Sprengstoffgürtel aussah. Er schrie beim Auftauchen der Beamten „Allah ist groß“ und drohte, sich in die Luft zu sprengen. Daraufhin eröffneten die Polizisten das Feuer und erschossen den mutmaßlichen Terroristen. Da zunächst nicht klar war, ob der Sprenggürtel echt war, wurden Experten angefordert, um den Gürtel zu untersuchen. Später stellte sich heraus, dass der Gürtel eine Attrappe war.

Nach allem, was man inzwischen weiß, spielte sich in den letzten Tagen Folgendes ab: Abouyaaquoub hatte am Donnerstagnachmittag einen weißen Lieferwagen auf die berühmte Flaniermeile gelenkt und war über die belebte Fußgängerzone gerast. 13 Menschen wurden getötet und über 100 verletzt. Anschließend flüchtete der Attentäter zu Fuß, kaperte nicht weit entfernt einen Personenwagen, erstach den 34-jährigen spanischen Fahrer, durchbrach eine Polizeisperre und konnte entkommen.

Am frühen Freitagmorgen war dann Teil zwei des Terrorplans angelaufen. Fünf Terroristen versuchten mit ihrem Pkw bis zur Strandpromenade des Ferienortes Cambrils, rund 130 Kilometer südwestlich von Barcelona, zu gelangen. Sie wurden aber, nachdem sie mehrere Menschen überfahren hatten, von Polizisten gestoppt und erschossen. Eine Frau wurde getötet und sechs Personen verletzt.

Ursprünglich soll das Terrorkommando geplant haben, mehrere Bomben zu präparieren und an touristischen Orten in Barcelona oder anderen Städten zu zünden. Doch dieser Plan scheiterte, weil am Mittwochabend beim Hantieren mit den Sprengsätzen die Bombenwerkstatt in dem Ort Alcanar rund 200 Kilometer südwestlich Barcelonas in die Luft flog. In Alcanar fand die Polizei mehr als 120 Butangasflaschen und Spuren des hochexplosiven Gemischs Triacetontriperoxid (TATP), das wegen seiner verheerenden Wirkung in der Terrorszene auch „Mutter des Satans“ genannt wird.

Mit der Aufspürung Abouyaaquoubs gilt die Terrorzelle als zerschlagen: Fünf Terroristen waren in Cambrils erschossen worden. Zwei Terroristen, darunter auch der Hassprediger und Anführer, starben bei der Explosion der Bombenwerkstatt in Alcanar. Das bestätigte die Polizei gestern. Vier weitere Terroristen wurden in Ripoll und Alcanar festgenommen. Im Fall des 45-jährigen Imams, der als Kopf der katalonischen Terrorzelle gilt, führt nun eine Spur nach Belgien: Die belgische Staatsanwaltschaft bestätigte, dass sich Abdelbaki Es Satty zeitweise im belgischen Vilvoorde aufgehalten habe. Der dortige Bürgermeister erklärte, der Imam sei von Januar bis März 2016 in der Stadt gewesen. Am 22. März hatten sich Islamisten in Brüssel am Flughafen und in der U-Bahn in die Luft gesprengt und 32 Menschen getötet.