Berlin/Helsinki.

Terrorangst in Finnland: Bei einem Amoklauf im Zentrum der Stadt Turku hat ein Mann am Freitagnachmittag insgesamt acht Menschen mit einem Messer niedergestochen. Beamte schossen dem Mann in die Beine und nahmen ihn dann fest. Zwei Personen seien bei der Attacke gestorben, berichtete die Polizei bei einer Pressekonferenz am Abend. Alle Opfer sind Erwachsene.

„Derzeit gibt es nur einen Verdächtigten, aber wir untersuchen, ob es noch mehr gibt“, sagte Markus Laine von der Kriminalpolizei CKP. Innenministerin Paula Risikko sagte, es handele sich um einen Mann mit ausländischem Aussehen. „Aber wir kennen seine Identität noch nicht.“

Am Freitagnachmittag liefen in sozialen Netzwerken erste Meldungen über einen möglichen Terroranschlag. Zugleich tauchte ein angebliches Augenzeugen-Video im Internet auf. Die Bilder zeigen, wie einige Menschen eine Person verfolgen. Der Ruf „Allahu akbar“ – arabisch für „Gott ist groß“ – ist zu hören. Eine offizielle Bestätigung für die Echtheit des Videos gab es nicht.

Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. An die Bevölkerung erging der Aufruf, sich nicht ins Zentrum von Turku zu begeben. Die Gegend um den Tatort wurde gesperrt. Auf Bildern aus der Innenstadt waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen, darunter mehrere Krankenwagen. Die Polizei führte starke Kontrollen im öffentlichen Verkehr durch. Mehrere Gebäude wurden evakuiert. Die Fahndung nach möglichen Mittätern lief bis in den Abend hinein.

Die Polizei stufte den Amoklauf am Abend trotz einschlägiger Vorzeichen und so unmittelbar nach dem IS-Terror in Barcelona nicht als Terrorverbrechen ein. Aber diese Option werde offengehalten, hieß es. Gleichzeitig gab die Polizei bekannt, dass die Gefahr im Zentrum von Turku vorbei sei. Dennoch wurde die Bereitschaft der Sicherheitskräfte landesweit erhöht, vor allem auf Flughäfen und Bahnstationen.

Turku liegt etwa 170 Kilometer westlich von Helsinki an der Südwestküste Finnlands. Etwa 190.000 Menschen leben in der Stadt, die bereits vor knapp fünf Jahren durch eine versuchte Messerattacke in die Schlagzeilen geraten war: Im Oktober 2012 hatte sich ein offenbar geistig gestörter Mann dem damaligen finnischen Regierungschef Jyrki Katainen mit einem Messer genähert. Sicherheitsleute überwältigten den Mann, ehe er Unheil anrichten konnte. Ein Verfahren gegen ihn wurde nicht eröffnet.

In Finnland war es schon vor der radikalislamistischen Terrorwelle in Europa ungewöhnlich häufig zu Amokläufen und Anschlägen gekommen, denen psychische Störungen zugrunde lagen. 2002 starben sieben Menschen, als ein Chemiestudent eine Bombe in einem Einkaufszentrum in Vantaa nördlich von Helsinki zündete. Ende 2007 hatte ein Abiturient in einem Schulzentrum der Ortschaft Tuusula sechs Mitschüler, eine Krankenschwester und die Schulleiterin erschossen. 2008 tötete ein 22-Jähriger in einer Berufsschule in Kauhajoki neun Mitschüler, einen Lehrer und sich selbst.

Ein 43-jähriger Amokläufer mit Krimineller Vergangenheit hatte an Silvester 2010 in Espoo aus Liebeskummer sechs Menschen und dann sich selbst mit einer Waffe getötet.