Berlin/Helsinki.

Terrorangst in Finnland: Ein Angreifer hat gestern im Zentrum der Stadt Turku mehrere Menschen mit einem Messer niedergestochen und verletzt. Zwei Personen seien bei der Attacke gestorben, hieß es nach Polizeiangeben am Freitagabend. Die Polizei schoss dem Messerstecher in die Beine und nahm ihn fest, wie sie über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.

Am Freitagnachmittag liefen in sozialen Netzwerken erste Meldungen über einen möglichen Terroranschlag im Südwesten Finnlands. Zugleich tauchte ein angebliches Augenzeugen-Video im Internet auf. Die Bilder zeigen, wie einige Menschen eine Person verfolgen. Der Ruf „Allahu akbar“ – arabisch für „Gott ist groß“ – ist zu hören. Eine offizielle Bestätigung für die Echtheit des Videos gab es nicht.

Bis in den Abend hinein blieb die Lage unübersichtlich. Bilder des staatlichen Fernsehsenders Yle zeigten eine abgesperrte Innenstadt mit geschlossenen Geschäften. Laut „BBC“ spielte sich das dramatische Geschehen am Puutori-Marktplatz ab, im Herzen der finnischen Küstenstadt. Augenzeugen berichteten, sie hätten mehrere Schüsse gehört und Menschen am Boden liegen gesehen. Ein Bild zeigt einen leblosen Körper am Boden. Die Zeitung „Ilta-Sanomat“ meldete, dass sechs Personen verletzt wurden, ein Mann und fünf Frauen. Demnach sei auch eine Frau mit einem Baby im Kinderwagen von einem Mann mit einem langen Messer attackiert worden. Möglicherweise hatte der Angreifer Komplizen. Ein Tweet der Polizei lautete: „Die Polizei sucht vielleicht noch mehr Täter in Turku.“

Die Hintergründe der Tat in der Innenstadt waren zunächst unklar, ebenso wie der Gesundheitszustand der insgesamt sechs Verletzten. An die Bevölkerung erging der Aufruf, sich nicht ins Zentrum von Turku zu begeben. Die Gegend um den Tatort wurde gesperrt. Auf Bildern aus der Innenstadt waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen, darunter mehrere Krankenwagen. Die Polizei führte starke Kontrollen im öffentlichen Verkehr durch. Mehrere Gebäude wurden evakuiert. Polizisten durchsuchten einige Menschen in einem nahe gelegenen Einkaufszentrum. Ob die Überprüfungen unmittelbar mit dem Angriff zu tun hatten, war zunächst nicht zu erfahren.

Die Fahndung nach möglichen Mittätern lief bis in den Abend hinein. Die Präsenz der Sicherheitskräfte an Bahnhöfen und am Flughafen der Hauptstadt Helsinki wurde erhöht.

Turku liegt etwa 170 Kilometer westlich von Helsinki an der Südwestküste Finnlands. Etwa 190.000 Menschen leben in der Stadt, die bereits vor knapp fünf Jahren durch eine versuchte Messerattacke in die Schlagzeilen geraten war: Im Oktober 2012 hatte sich ein offenbar geistig gestörter Mann dem damaligen finnischen Regierungschef Jyrki Katainen mit einem Messer genähert. Sicherheitsleute überwältigten den Mann, ehe er Unheil anrichten konnte. Ein Verfahren gegen ihn wurde nicht eröffnet.

Die Regierung verfolge die Lage in Turku aufmerksam, twitterte Ministerpräsident Juha Sipilä nach dem gestrigen Angriff. Das Kabinett sollte noch im Laufe des Freitags zusammenkommen. Der Innenminister und der nationale Polizeichef waren am frühen Abend auf dem Weg nach Turku.