Berlin.

So furchtbar der Terroranschlag von Barcelona war – es hätte auch alles noch viel schlimmer kommen können. Nur wenige Stunden nach der Tat konnte die Polizei einen weiteren schweren Anschlag in der spanischen Küstenstadt Cambrils stoppen, die Terroristen wurden erschossen. Einer von ihnen soll der Todesfahrer von Barcelona gewesen sein. Eine Explosion zwei Tage zuvor spricht zudem dafür, dass das Islamisten-Netzwerk ursprünglich noch einen viel schwereren Anschlag mit Gasflaschen plante.

Freitagfrüh gegen 1.20 Uhr im katalanischen Badeort Carmbrils rund einhundert Kilometer südlich von Barcelona: Ein Audi A 3 nähert sich der Strandpromenade Paeso Maritimo. Hier liegen viele Bars und Discos, deshalb herrscht auf der Promenade auch zu später Stunde noch reger Betrieb. In dem Wagen sitzen fünf Männer, sie tragen Sprengstoffgürtel, von denen sich erst später herausstellt, dass es sich um Attrappen handelt. Das Fahrzeug hat bereits mehrere Menschen überrollt, als es von der Polizei, die hier eine Verkehrskontrolle aufgebaut hat, mit Schüssen gestoppt wird. Ganz offensichtlich wollen die mutmaßlichen Terroristen einen ähnlichen Anschlag verüben wie in Barcelona. Der Wagen überschlägt sich, die fünf Männer mit den gut sichtbaren Sprengstoffwesten um den Oberkörper können noch aussteigen – vier werden von der Polizei unweit des Pkw erschossen. Einem der Täter gelingt es, einige hundert Meter weit zu flüchten, auf der Strandpromenade sticht er mit einem Messer auf Passanten ein. Dann wird auch er von der Polizei erschossen.

Auf der belebten Promenade herrscht Panik, Menschen flüchten in die bereits voll besetzten Bars und Restaurants. „Ich hörte plötzlich nur noch ,pam, pam, pam’ am Hafen,“ schilderte einer der Augenzeugen der BBC. „Leute liefen weg und schrien ,wir werden sterben’, und die Polizei schrie auch.“ Ein anderer Augenzeuge sagte: „Wir saßen auf der Terrasse. Plötzlich hörten wir einen Crash und Gewehrfeuer. Dann lagen die Leichen auf dem Boden.“

Die Sprengstoffwesten werden später von Spezialisten der Polizei kontrolliert gesprengt. Erst da ist klar, dass es sich um Attrappen handelt, mit denen die Täter wohl die Panik unter den Passanten steigern wollten.

Den Sicherheitskräften ist es gelungen, ein größeres Blutbad in dem Badeort zu verhindern, doch Opfer gibt es trotzdem: Eine Frau, die von einem der Täter mit dem Messer attackiert wird, stirbt am Freitagormittag im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Sechs weitere Menschen, unter ihnen ein Polizist, sind zum Teil schwer verletzt. Es dauert nicht lange, da sind sich die Ermittler sicher: Der Fahrer von Cambrils steht in Verbindung mit einer Dschihadisten-Zelle in Alcanar.

Bereits Mittwochnacht hatte es in Alcanar rund 200 Kilometer südlich von Barcelona eine heftige Gasexplosion in einem Wohnhaus gegeben. Was erst wie ein tragischer Unfall aussah, ist für die Ermittler der Beginn des Terrordramas. Die Verbindung mit dem Anschlag in Barcelona sei „klar“, versichert die Polizei am Freitag. Die Ermittler gehen davon aus, dass in diesem Einfamilienhaus ein erster Tatplan vorbereitet wurde.

Gedacht war offenbar daran, bei der Terrorattacke in Barcelona Gaskanister als eine Art Sprengsatz einzusetzen. In dem Haus lagerten etwa 20 Flaschen mit Propan- und Butangas, wie die Polizei anhand der Trümmerteile rekonstruiert. Der katalanische Polizeichef Josep Lluis sagt, die Bewohner hätten wohl explosive Vorrichtungen vorbereiten wollen.

Die Ermittler nehmen an, dass die mutmaßlichen Islamisten Mittwochnacht einen Fehler beim Hantieren mit den Geräten machten und so die Explosion auslösten; zwei Menschen kamen ums Leben, sieben wurden verletzt, das Haus komplett zerstört. Bei den Toten dürfte es sich um die Bombenbauer handeln, einer ihrer Komplizen liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen.