Abuja.

Bei einer Serie von Selbstmordanschlägen in Nigeria sind am Dienstag nach ersten Medienberichten mehrere Dutzend Menschen getötet worden. In Konduga im Nordosten des Landes hatten zwei Selbstmordattentäter ihre Sprengstoffwesten auf einem belebten Markt gezündet. Dabei wurden 16 Menschen getötet und 82 verletzt, teilte der zuständige regionale Polizeikommissar Damian Chukwu am Mittwoch mit. Einige davon befanden sich in kritischem Zustand. An anderer Stelle am Stadtrand von Konduga wurde dann ein weiterer Sprengsatz von einem Selbstmordattentäter gezündet, der beim Eindringen in ein Flüchtlingslager von Sicherheitspersonal festgehalten wurde.

Ein Mitarbeiter des Zivilschutzes, der am Abend mit einem Armeekonvoi aus dem nahe gelegenen Maiduguri nach Konduga fuhr, beschrieb die Lage als „noch schlimmer als befürchtet“. „Alles war voll Blut“, sagte Helfer Satomi Shamed der dpa am Mittwoch. Der Armeekonvoi sei noch während der Fahrt angegriffen worden. Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen. Die Region wird von der Terrormiliz Boko Haram kontrolliert, der auch zwei Angriffe auf die Dörfer Muduvu und Nyibango im Bundesstaat Adamawa zugeschrieben wurden. Bei Anschlägen und Angriffen der sunnitischen Fundamentalisten sind seit 2009 mindestens 20.000 Menschen getötet worden, rund zwei Millionen Nigerianer sind vor der Gewalt geflohen. Boko Haram will in Teilen von Nigeria einen Gottesstaat errichten.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt davor, die radikal-islamistische Gruppe Boko Haram zu unterschätzen. „Der Terror der islamistischen Kämpfer hält auf hohem Niveau noch immer an: So wurden seit Juli 2017 mindestens 327 Menschen im Nordosten Nigerias im Boko-Haram-Konflikt getötet“, sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Obwohl sich die Organisation in zwei Flügel gespalten habe, nehme die Gewalt der Terrorbewegung noch zu.