Washington.

Weil US-Präsident Donald Trump zwei Tage benötigte, um sich nach den Gewaltexzessen bei einer Rechtsextremisten-Demonstration in Charlottesville/Virginia klar gegen Rassismus, Neonazis und den Ku-Klux-Klan auszusprechen, lichten sich in seinem prominentesten Wirtschaftsberater-Gremium die Reihen. Am Dienstagabend verteidigte Trump seine uneindeutige erste Reaktion: „Ich wollte sicher sein, dass das, was ich sage, korrekt ist.“

Nach Ken Frazier, Chef des Pharma-Riesen Merck, haben auch die Bosse des Chipherstellers Intel und des Sportartikelherstellers Under Armour ihren Abschied angekündigt. Intel-Chef Brian Krzanich: „Wir sollten diejenigen, die für Gleichberechtigung und andere geschätzte amerikanische Werte eintreten, verehren – nicht attackieren.“ Der in Baltimore bei Washington ansässige Under-Armour-Chef Kevin Plank fasst sich kurz: „Under Armour ist im Bereich Innovation und Sport tätig, nicht in der Politik.“ Man werde sich künftig ganz auf die „inspirierende und vereinende Kraft des Sports“ konzentrieren.

In beiden Unternehmen wuchs laut Medienberichten zuletzt die Befürchtung, für Trumps zögerliche Haltung dem rechtsextremen Spektrum gegenüber in Mitverantwortung genommen zu werden. Letzteres könnte nach Berichten der „New York Times“ und des TV-Senders CBS bis Ende dieser Woche auch Stephen Bannon passieren, und zwar final. Der Top-Berater des Präsidenten wird in rechtsextremen Kreisen verehrt, weil er als Chef des Propaganda-Portals Breitbart News früher nationalistischen Gruppen, die von der Vorherrschaft der weißen Rasse träumen und in Trump einen Fürsprecher wähnen, lange Zeit eine Plattform geboten hatte.

Bannon gilt zudem im Weißen Haus als Intrigant, der Konkurrenten über Durchstechereien an die Medien madig macht. Mit den Ex-Militärs H.R. McMaster (Nationaler Sicherheitsberater) und John Kelly (Stabschef) liegt Bannon laut Insidern im Grabenkampf; sie wollen ihn weghaben. Zuletzt soll auch der australische Medienmogul Rupert Murdoch, Oberboss des Trump-freundlichen Kabelkanals Fox News, den Rauswurf des früheren Wall Street-Bankers verlangt haben. Doch der Präsident zögert. Ein Teil der Wähler, die ihn ins Amt gebracht haben, könnte die erzwungene Demission Bannons vor den Kopf stoßen.