Berlin. Bei Anschlägen greift künftig eine neue Direktion der Bundespolizei ein. Sie koordiniert Polizisten und Spezialkräfte

Als Reaktion auf die jüngsten Terroranschläge in Deutschland und Europa hat die Bundespolizei eine neue Direktion in Berlin eingerichtet, um von dort aus komplexe Einsätze zu steuern. Der Direktion sind Spezialkräfte der Bundespolizei unterstellt – etwa die Elitetruppe GSG9, die Hubschrauberflotte der Bundespolizei oder Sprengstoffentschärfer. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte bei der Eröffnung der Dienststelle am Dienstag, Deutschland müsse für neue Bedrohungen und komplizierte Großlagen gewappnet sein. Die Gewerkschaft der Polizei sieht die neue Struktur sehr skeptisch.

Folgendes Szenario: An mehreren Orten in mehreren Bundesländern gleichzeitig begehen Islamisten Anschläge mit Sprengstoff. Die Täter flüchten. Der Koordinierungsaufwand ist groß: Die Polizei in den Ländern braucht Unterstützung, die GSG9 und Bombenentschärfer müssen zum Einsatzort geflogen werden, andere Trupps zur Fahndung ausrücken. Bei Einsätzen dieser Art soll künftig die neue Direktion das Zusammenspiel koordinieren.

Die Bundespolizei hat mehrere Spezialeinheiten. Neben der GSG9, die auf den Anti-Terror-Kampf und Geiselbefreiungen spezialisiert ist, gibt es etwa den Flugdienst mit rund 1000 Mitarbeitern und 84 Hubschraubern. Es gibt Expertentrupps, die Sprengstoff entschärfen, „Sky Marshalls“, die in Flugzeugen für Sicherheit sorgen sollen, oder Beamte, die die deutschen Auslandsvertretungen beschützen. Diese Spezialkräfte unterstehen nun der neuen Direktion. Sie bleiben an ihren bisherigen Standorten – die GSG9 etwa in Sankt Augustin bei Bonn –, aber sie entsenden Vertreter in die Berliner Dienststelle.

Für die Bundespolizei ist es die elfte Direktion bundesweit. Leiter ist der früherer Chef der GSG9, Olaf Lindner. Rund 270 Mitarbeiter soll die Dienststelle künftig bekommen. Bundespolizeipräsident Dieter Romann sagte, in Zukunft könnten hier weitere spezialisierte Einheiten angedockt werden.

Lindner sagte, Ziel sei, die Spezialfähigkeiten der Bundespolizei unter einem Dach zu bündeln. Geplant seien auch gemeinsame Übungen mit anderen Einheiten der Bundespolizei, mit der Polizei in den Ländern und mit ausländischen Partnern.

De Maizière betonte, die Sicherheitslage in Deutschland und Europa habe sich verändert. Bisherige Anschläge hätten neue Muster aufgezeigt - etwa parallele Attacken an verschiedenen Orten. „Dafür muss man sich wappnen.“ Die neue Direktion sei ein Angebot an die Länder, bei komplexen Einsatzlagen koordinierte Unterstützung von der Bundespolizei zu bekommen.