Hanoi/Bangkok.

Von dem selbstbewusst auf einer Parkbank sitzenden Trinh Xuan Thanh ist nicht viel geblieben. Im roten T-Shirt, mit dicken Tränensäcken unter den Augen und einem wirren Haarschopf blickt das aus Berlin verschleppte 51-jährige Ex-Mitglied der Kommunistischen Partei übermüdet in die Kamera und sagt: „Ich bin nach Deutschland gegangen, weil ich Angst hatte und nicht gut nachgedacht habe. Auf den Rat meiner Familie und von Freunden bin ich nach Vietnam zurückgekehrt und habe mich meinen Vernehmern gestellt.“ Es ist ein thea­tralisches Schmierenstück in bester stalinistischer Tradition. Die „freiwillige Rückkehr“ absolvierte Vietnams ehemals meistgesuchter Mann offenbar teilweise in einem Krankenwagen mit osteuropäischem Nummernschild, nachdem er in Berlin unter Waffengewalt von Unbekannten in ein Fahrzeug gezwungen wurde und tagelang als verschwunden galt.

„Ich hoffe auf die Gnade der Behörden“, erklärte Trinh Xuan Thanh während seines eine Minute und 16 Sekunden langen Auftritts in Vietnams Staatsfernsehen. Dem früheren Manager des Staatsunternehmens PVC, der 142 Millionen Dollar unterschlagen haben soll, droht nach der Verschleppung durch Hanois Geheimdienst von Berlin nach Hanoi nun die Hinrichtung.

Das Schicksal des Ex-Managers scheint besiegelt. Hanoi lässt sich weder durch Ausweisungen seiner Diplomaten aus Berlin noch durch Vorwürfe beeindrucken, internationales Recht zu verletzen. Die Aussichten, dass er wie von Berlin verlangt wieder nach Deutschland zurückkehren kann, sind sehr gering.