Hannover. Aber wenn Abgeordnete ihre Fraktion verlassen, geraten knappe Mehrheiten in Gefahr

Stephan Weil hat in seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen im Laufe der Jahre an Profil gewonnen. Der stets freundlich lächelnde SPD-Politiker nahm im Februar 2013 mit seiner rot-grünen Koalition in Niedersachsen die Arbeit auf. Zuvor hatte die SPD dort äußerst knapp die Landtagswahl gewonnen und von der regierenden CDU/FDP-Koalition die Macht übernommen. Seitdem regierte Weil trotz knapper Verhältnisse problemlos mit seiner Ein-Stimmen-Mehrheit im Parlament, größere Koalitionskrisen zwischen SPD und Grünen gab es nicht.

Vor allem im Zuge der VW-Krise war Weil immer wieder als Krisenmanager gefragt gewesen – das Land ist größter Anteilseigner von VW, vom Schicksal des Konzerns hängen Zehntausende Arbeitsplätze in Niedersachsen ab. Bis zur Landtagswahl 2013 war Weil der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover. Seine berufliche Laufbahn hatte der gebürtige Hamburger als Anwalt, Richter und Staatsanwalt begonnen. An die Spitze des SPD-Landesverbandes war er 2012 gekommen.

Der Jurist präsentiert sich gern als bürgernah, sachlich und pragmatisch und setzt auf Fairness – persönliche Attacken auf den politischen Gegner sind nicht sein Ding. Doch trotz Weils konzilianter Art und einer bis dahin geräuschlosen Regierungsarbeit war die Ruhe bei den Regierungsfraktionen wohl trügerisch.