Berlin.

Um den Diesel sauberer zu machen, wollen die Hersteller die Motor-Software der Autos verbessern. Reicht nicht, sagen einige Politiker und Umweltschützer: Die Autobauer müssten auch an die „Hardware“ ran. Was tun? „Das ist nicht ganz einfach“, sagt Peter Mock, Direktor des ICCT, jener Gruppe von unabhängigen Wissenschaftlern, deren Abgasmessungen den VW-Skandal ins Rollen brachten.

Eine Software ist in allen neueren Autos integriert, seit mehr als 20 Jahren. Der Bordcomputer, das sogenannte Motorsteuergerät, steckt in einer Metallbox, die etwa 15 mal 15 mal 5 Zentimeter misst. Der Computer verarbeitet Informationen von den Sensoren – wie Geschwindigkeit und Temperatur – und regelt Funktionen. Die Software bestimmt auch, wie intensiv die Abgase wann gereinigt werden. Im Zuge des Diesel-Skandals wurde bekannt, dass bei hohen oder niedrigen Temperaturen in einigen Modellen nicht gereinigt wird. Die Autobauer erklären das mit dem Schutz des Motors. Hier könnten Hersteller mit einem Software-Update nachbessern.

Die modernste Abgasreinigung läuft über den SCR-Katalysator. SCR ist das englische Kürzel für „selektive katalytische Reduktion“. Zusammen mit der Harnstofflösung AdBlue, die in den Abgasstrom eingespritzt wird, werden am Katalysator die gesundheitsschädlichen Stickoxide (NOx) reduziert und in Stickstoff umgewandelt. Es wäre die beste Lösung – wenn deren Wirkungsgrad nur ausgeschöpft würde. Wird er aber nicht. Moderne Diesel haben die Technologie zwar an Bord, spritzen aber zu wenig Harnstoff ein, weil der AdBlue-Behälter sonst früher leer wäre. Ein Software-Update würde mehr Harnstoff durch die Düsen leiten. Folge: Das Auto wäre umgehend sauberer; der Fahrer müsste AdBlue nur häufiger nachtanken.

Nicht ganz so effektiv ist ein Speicherkatalysator, der Stickoxide zwischenspeichert und durch geringe Mengen von Kraftstoff – statt Harnstoff – zurück zu Stickstoff umwandelt. Es liegt an der Größe des Speicherelements, wie nützlich oder schädlich diese Art der NOx-Reinigung ist. „Die meisten Katalysatoren sind viel zu klein. Sie funktionieren ein paar Stunden und sind dann verstopft“, weiß ICCT-Direktor Mock. „Bei diesen Autos nützt mir das beste Software-Update nichts, weil ich die Anlage schlicht zu klein dimensioniert habe.“ Eine dritte Variante, die Abgasrückführung, reicht technisch nicht aus, um die strengsten Abgasnormen zu erfüllen.

Roland Baar von der Technischen Universität Berlin hat einst für VW in Wolfsburg Dieselmotoren entwickelt. Heute ist er Professor im öffentlichen Dienst und war unter anderem Gutachter für den Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Abgas-Affäre. Software-Updates könnten viel erreichen, sagt er – eine konkrete Prozentzahl für die Stickoxid-Minderung zu nennen, sei aber unmöglich. Der „Motorschutz“, mit dem viele Hersteller das Abschalten der Reinigung rechtfertigen, sei für moderne Motoren gar nicht mehr notwendig.

Kritischer sieht Baar Umrüstungen an der Hardware, also am Motor selbst: „Die Vorstellung, dass man SCR-Systeme einfach an einen Motor ranhängt, der bisher keines hatte, ist eine Utopie.“ Die Teile im Auto seien eng miteinander verzahnt und aufeinander abgestimmt. ICCT-Experte Mock teilt diese Skepsis. Ein weiteres Problem seien die Kosten. „Das würde sehr teuer. Und bei vielen Modellen wäre das schon aus Platzgründen gar nicht möglich.“