Washington.

Der Personalverschleiß von US-Präsident Donald Trump ähnelt immer mehr seinem Gebaren in der früher von ihm geleiteten Reality-TV-Show „The Apprentice“ (Der Lehrling). Erkennungsspruch: „You’re fired!“ (Du bist gefeuert). Seit Amtsantritt am 20. Januar hat der New Yorker Milliardär öfter als die meisten Vorgänger Top-Mitarbeitern den Laufpass gegeben oder sie zum Rücktritt gedrängt. Mit dem Aus für Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci, der sich keine zwei Wochen halten konnte, ist nach Einschätzung von Beobachtern der Schlusspunkt noch lange nicht erreicht. Justizminister Jeff Sessions und Sonderermittler Robert Mueller gelten als nächste Kandidaten. Weil Trump Hunderte Stellen in der Administration unbesetzt lässt und zunehmend Probleme hat, geeignetes Personal zu finden, gefährdet die Regierung nach Einschätzung der demokratischen Opposition ihre „Handlungsfähigkeit“. Die Liste der wichtigsten „Opfer“:

Sally Yates: Weil sie den umstrittenen Einreise-Bann für Muslime für verfassungswidrig hielt, setzte Trump der noch von seinem Vorgänger Obama in­stallierten Vize-Justizministerin im Januar den Stuhl vor die Tür. Trump hält sie für eine „Gefahr für die Institutionen“ der Vereinigten Staaten.

Michael Flynn: Der Ex-General war als Nationaler Sicherheitsberater keine vier Wochen im Amt, als im Februar der Schlussgong erklang. Flynn stolperte über ominöse Russland-Kontakte. Er hatte Vizepräsident Mike Pence mit falschen Angaben über Gespräche mit dem damaligen russischen US-Botschafter Sergej Kisljak in Verlegenheit gebracht. Flynn wurde zum Rücktritt gedrängt. Obwohl Flynn zentrale Figur in der Russland-Affäre um Störmanöver des Kremls bei der US-Wahl 2016 ist, hält Trump weiter große Stücke auf ihn.

James Comey: Weil er die Ermittlungen gegen Flynn nicht ruhen lassen wollte, feuerte Trump Anfang Mai den Chef der Bundespolizei FBI. Die Aktion ging für Trump nach hinten los. Das Justizministerium setzt einen Sonderermittler ein, Comeys Vorgänger Robert Mueller. Der beschäftigt sich mit dem Vorwurf, dass Trump die Justiz behindert haben soll, als er Comey indirekt bat, die Ermittlungen gegen Flynn einzustellen. Auch dass Trump für den umstrittenen Russland-Kontakt seines Sohnes Donald Jr. im Sommer 2016 laut „Washington Post“ de facto eine wahrheitswidrige Erklärung abgab, interessiert den Fahnder.

Michael Dubke: Er war der Mann in der zweiten Reihe hinter Ex-Regierungssprecher Sean Spicer. Der in Hamburg geborene Gründer der Firma „Crossroads Media“ gab Ende Mai das Amt des Kommunikationsdirektors im Weißen Haus auf. Er führte „persönliche Gründe“ an. Insider sagen, Dubke war es leid, den erratischen Trump „verkaufen“ zu müssen.

Sean Spicer: Der seit dem ersten Tag unglücklich aufgetretene Regierungssprecher suchte Ende Juli das Weite. Er wollte nicht unter dem neuen Kommunikationschef Anthony Scaramucci arbeiten. Spicer hat über Monate krampfhaft versucht, die Lücken in Trumps Regierungspolitik zu schließen, teils mit Notlügen, teils mit aggressiver Medien-Schelte. Was er von seinem Ex-Chef hält, wurde jetzt deutlich: Sollte Vize-Präsident Mike Pence 2024 für das höchste Staatsamt kandidieren, so Spicer, wäre er „für jeden Job zu haben“.

Reince Priebus: Unmittelbar nach Spicer hatte auch der Stabschef des Weißen Hauses genug. Priebus, Vertreter des republikanischen Establishments, galt von Beginn an im Trump-Lager als Notlösung und „zu weich“. Nach der gescheiterten Reform der Krankenversicherung („Obamacare“) im Senat, sucht Trump einen Sündenbock. Er holte den reichen Investor Anthony Scaramucci, einen Freund und Bewunderer, ins Weiße Haus, um Priebus mürbe zu machen. Der Italo-Amerikaner beschimpfte Priebus in Gegenwart eines Journalisten als „verdammten paranoiden Schizophrenen“. Priebus nahm am vergangenen Freitag seinen Hut. An seine Stelle rückt der ehemalige General und Chef des Heimatschutzministeriums, John Kelly. Priebus war knapp 190 Tage die Schaltstelle im Weißen Haus, die kürzeste Amtszeit in der jüngeren US-Geschichte.

Anthony Scaramucci: Die beleidigenden Attacken gegen Priebus und Trumps Chefstrategen Stephen Bannon sind dem 53-jährigen New Yorker nicht bekommen. Trump änderte binnen Stunden seinen Kurs und zog die schützende Hand über Scaramucci zurück, dessen Ehe während der zehntägigen Episode im Weißen Haus zerbrach. Kelly machte seinen Start als Stabschef von der Entlassung Scaramuccis abhängig. Trump stimmte sofort zu.