Berlin. Iraner am besten ausgebildete Gruppe. Viele Handwerker und Landarbeiter unter Asylbewerbern

Die Teilnahme am Arbeitsmarkt gilt als wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Integration. Mittlerweile ist klar – die Migranten werden auf kurze Sicht nicht den deutschen Mangel an Fachkräften beheben. Es kommen aber auch nicht nur Ungebildete. Um die vorhandenen Potenziale einschätzen und gezielte Fördermaßnahmen einleiten zu können, erhebt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) während der Antragstellung auf Asyl auf freiwilliger Basis auch Daten zur Schulbildung und dem zuletzt ausgeübten Beruf. Rund 80 Prozent der volljährigen Antragstellenden beantworteten im Jahr 2016 die Fragen zu ihrer Qualifikation.

Im vergangenen Jahr stellten rund 460.000 erwachsene Personen einen Asylerstantrag in Deutschland. Syrer bildeten mit 165.000 Personen die deutlich größte Gruppe, gefolgt von Personen aus Afghanistan (70.000) und dem Irak (58.000). Aus diesen drei Herkunftsländern kamen zusammen fast zwei Drittel der volljährigen Erstantragsteller. Die meisten von ihnen waren im Alter von 18 bis 29 Jahren; fast 70 Prozent von ihnen waren Männer. Der Frauenanteil ist gegenüber dem Jahr 2015 jedoch um 4,5 Prozentpunkte gestiegen. Sowohl unter den Syrern als auch unter den Irakern wuchs der Frauenanteil mit jeweils mehr als zehn Prozentpunkten überdurchschnittlich stark, aber auch unter Antragstellern aus Afghanistan waren mehr Frauen als im Vorjahr. Rund die Hälfte der Antragsteller war verheiratet.

Mit 31,1 Prozent gaben die meisten Befragten an, als höchste Bildungseinrichtung eine Mittelschule besucht zu haben. Danach folgen Gymnasium und Grundschule mit 21,5 Prozent beziehungsweise 20,5 Prozent. 11,3 Prozent hatten keine formelle Schulbildung und 15,5 Prozent besuchten eine Hochschule. Frauen hatten häufiger als Männer keine formelle Schulbildung. Etwa jeder zehnte Antragsteller im Jahr 2016 hat im Herkunftsland zuletzt im Handwerksbereich gearbeitet. Damit war dies der wichtigste Tätigkeitssektor, gefolgt von Dienstleistungen und Hilfstätigkeiten. Frauen arbeiteten in diesen Bereichen seltener, dafür stellten lehrende Berufe bei ihnen die häufigste beruflich Tätigkeit dar.

Die durchschnittlich höchste Bildung hatten die mehr als 11.000 Antragsteller, deren zuletzt ausgeübte Tätigkeit in die Kategorie „Lehrende Berufe“ fällt. Die niedrigste Bildung hatten Antragsteller, die zuletzt in der Landwirtschaft, als Hilfskraft oder im Baugewerbe tätig waren. Die über 35.000 zuletzt handwerklich tätigen Personen besaßen ebenfalls ein unterdurchschnittliches Bildungsniveau.

Auffällig sind regionale Unterschiede. So zeigt sich beim Herkunftsland Iran, dass 10,7 Prozent der von dort stammenden Asylerstantragsteller einen Ingenieur-, IT-, Elektro- oder technischen Beruf ausübten. Dieser Anteil war deutlich höher als bei allen anderen Asylerstantragstellern zusammengenommen (4,1 Prozent). Ein ähnlich signifikanter Unterschied zeigt sich für den Tätigkeitsbereich „Büro, Banken und Versicherung“ mit 5,4 Prozent bei iranischen Antragstellern und 2,5 Prozent bei allen übrigen.

Da die Daten im Rahmen des Asylverfahrens erhoben werden, kann das BAMF nicht ausschließen, dass einzelne Asylantragsteller ihre schulische und berufliche Qualifikation „überhöht“ darstellen, weil sie sich dadurch eine bessere Ausgangslage für ihr Asylverfahren erhoffen. Doch obwohl es sich zudem um Selbstauskünfte handelt, für die keine Nachweise erbracht werden müssen, und Schul- und Berufssysteme unterschiedlicher Herkunftsländer sich nur schwer mit den deutschen vergleichen lassen, geben die Daten einen ersten Einblick in die Qualifikationsstruktur der Flüchtlinge.