Cartagena.

Inmitten einer aufgeheizten Konfrontation zwischen den Konfliktparteien in Venezuela hat das Oppositionsbündnis MUD die Regierung mit einer symbolischen Volksbefragung herausgefordert. Am Sonntag lehnte nach Angaben der Organisatoren eine überwältigende Mehrheit der Menschen in dem südamerikanischen Land und Dutzenden Städten in aller Welt die von Präsident Nicolás Maduro geplante Einberufung einer Verfassunggebenden Versammlung am 30. Juli als unrechtmäßig ab. Angeblich gaben weltweit sieben Millionen Menschen ihre Stimme ab. Davon votierten 98 Prozent gegen die „Constituyente“, mit der Maduro und seine Regierung Venezuela zu einer sozialistischen Republik umbauen wollen.

Bei der Abstimmung, für die es keine rechtliche Grundlage gab, wurde eine Frau bei einem Angriff auf ein Wahllokal getötet, vier weitere Menschen wurden verletzt. Laut Staatsanwaltschaft wollten sie ihre Stimme im Stadtteil Catia in Caracas abgeben, als Unbekannte von Motorrädern aus das Feuer auf die Wartenden in der Schlange eröffneten. Die Opposition machte „paramilitärische Gruppen“, sogenannte Colectivos, für den Angriff verantwortlich, die von der Regierung zur Niederschlagung der Proteste eingesetzt werden.

Seit mehr als 100 Tagen demonstrieren Menschen allen Alters und vieler Einkommensschichten gegen die linksnationalistische Regierung und ihre Versäumnisse in der Wirtschaftspolitik, die eine Nahrungsmittelkrise hervorgerufen hat. Zudem verlangen sie die Freilassung aller politischen Gefangenen. Bei den Protesten, die Anfang April begannen, sind bisher mehr als 90 Menschen ums Leben gekommen.

Die Regierung von Nicolás Maduro spricht dem Oppositionsplebiszit jegliche Legitimation ab, weil es keine Grundlage in der Verfassung habe. Die Bundesregierung in Berlin hofft dagegen auf dessen Einlenken. „Aus unserer Sicht ist das Ergebnis des Plebiszits überwältigender Ausdruck des Wählerwillens der venezolanischen Bevölkerung“, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Montag in Berlin.