Oslo/Peking.

Nach dem Tod des chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo wächst die Kritik am Hausarrest der Witwe des Dissidenten. Das Norwegische Nobelkomitee erklärte am Freitag, es sei „zutiefst besorgt über die Lage von Liu Xia“ nach dem „tragischen Tod ihres Ehemanns“. Der Sekretär des für die Vergabe des Friedensnobelpreises zuständigen Gremiums, Olav Njölstad, forderte die chinesischen Behörden zur Aufhebung sämtlicher Restriktionen gegen Liu Xia auf.

Freunde Lius sagten, es sei ihnen nach wie vor nicht gelungen, mit der an Depressionen leidenden Witwe Kontakt aufzunehmen. Auch wüssten sie nicht, wo sich Liu Xia derzeit genau aufhalte. Die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, sagte, das chinesische Konsulat in Oslo habe ihren Visumsantrag für eine Reise zum Begräbnis des Nobelpreisträgers abgelehnt. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte, ihm lägen zu Liu Xia keine Informationen vor. Auf die Frage, ob sie eine Ausreiseerlaubnis erhalten werde, antwortete er: „Lassen Sie uns nicht vorschnell urteilen.“

Liu Xiaobo war am Donnerstag nach multiplem Organversagen gestorben. Er war nach elf Jahren im Gefängnis in ein Krankenhaus im Nordosten Chinas zur Leberkrebsbehandlung verlegt worden. Seine Frau stand unter Hausarrest seit ihr Mann 2010 mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Menschenrechtsgruppen und mehrere westliche Regierungen forderten, dass Liu Xia und dem Rest der Familie Reisefreiheit gewährt werde. So erklärte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD), China solle Lius Frau und ihrem Bruder umgehend die Ausreise nach Deutschland oder in ein anderes Land ihrer Wahl genehmigen.