Washington. Treffen mit russischer Anwältin stellt Familie auf die Probe. Antrag auf Amtsenthebungsverfahren

Im Leben von US-Präsident Donald Trump und seinem gleichnamigen Sohn gab es schon mal eine Phase der Entfremdung. Als sich der damalige New Yorker Lebemann Anfang der 90er-Jahre von dem Model Ivana trennte, der Mutter von Donald, Eric und Ivanka Trump, floh der Erstgeborene aus Protest für ein Jahr in die damalige Tschechoslowakei und lernte bei Großvater Miloš das Jagen. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob das Verhältnis zwischen Donald Trump Jr. („Donny“) und seinem „Daddy“ abermals erkaltet. Durch sein konspiratives Treffen mit einer russischen Anwältin, die im Juni 2016 aus russischer Geheimdienst-Küche stammendes belastendes Material gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton verhieß, hat der 39-Jährige seinem Vater einen Bärendienst erwiesen. Der durch E-Mails beglaubigte und von Trump Junior verblüffend eingestandene Akt ist nach Meinung mehrerer US-Medien der erste harte Beleg dafür, dass der Trump-Clan im Wahlkampf sehr wohl empfänglich für russische Hilfe war.

Im Gespräch mit dem TV-Sender Fox News sagte Trump Jr. am Dienstagabend, er wäre im Nachhinein wahrscheinlich anders mit der Angelegenheit umgegangen. Allerdings sei das Treffen ohne Bedeutung gewesen. Und er stritt ab, seinem Vater von dem Treffen erzählt zu haben. Während sich Juristen über die Frage beugen, ob Trumps Sohn gegen Wahlgesetze verstoßen oder gar Landesverrat begangen haben könnte, richten professionelle Beobachter den Blick auf den Präsidenten. Wird er seinen Sohn, der im Wahlkampf einer der lautstärksten Unterstützer war, aus dem Verkehr ziehen? Trump Junior hat sich mit seiner digital dokumentierten Vorfreude auf Anti-Clinton-Material aus russischen Quellen („Wenn es das ist, was Sie sagen, liebe ich es“) in hohem Maße „angreifbar“ gemacht, sagen republikanische Abgeordnete. Aber noch ist Trump Senior nicht so weit. „Das ist die größte Hexenjagd in der politischen Geschichte. Traurig!“, twitterte er am Mittwoch.

Wie wenig Trumps Stellungnahme beeindruckte, zeigte die Reaktion des demokratischen Kongress-Abgeordneten Brad Sherman aus Kalifornien. Dieser beantragte am Mittwoch offiziell ein Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten. Es ist der erste Schritt dieser Art gegen Donald Trump. Dem Antrag werden allerdings wenig Erfolgsaussichten eingeräumt.