Rom/Tallinn.

Italien blitzt mit seiner Bitte nach Öffnung europäischer Häfen für Schiffe mit geretteten Migranten ab. „Das unterstützen wir nicht“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag im estnischen Tallinn bei einem Treffen mit seinen europäischen Amtskollegen.

Auch andere EU-Staaten lehnten Forderungen ab, dass im Mittelmeer gerettete Migranten nicht nur an italienischen Häfen an Land gebracht werden. Rückendeckung erhielt Rom hingegen bei Plänen zur stärkeren Kontrolle von privaten Seenotrettern.

Die italienische Regierung arbeitet an einem Verhaltenskodex, der Hilfsorganisationen im Mittelmeer zur stärkeren Zusammenarbeit mit den Behörden und zur Meidung libyscher Gewässer zwingen soll. Den Rettern wird immer wieder vorgeworfen, mit ihren Einsätzen Schleppern in die Hände zu spielen. Der EU-Grenzschutzagentur Frontex zufolge rücken die privaten Retter immer näher an libysche Hoheitsgewässer heran. Auch wenn für Vorwürfe, einige Hilfsorganisationen stünden mit Schleusern in Libyen in Kontakt, keine Belege bekannt sind, sagte de Maizière in Tallinn: „Wenn Schiffe im libyschen Gewässer ihre Scheinwerfer anschalten und genau in dem Moment werden auch Flüchtlinge losgeschickt, dann ist das das Gegenteil von Schleusern-das-Handwerk-Legen – und das soll in Zukunft nicht mehr stattfinden.“

Hilfsorganisationen wie die deutsche „Jugend Rettet“ erklärten dagegen, dass ein Schiff nachts seine Lichter anschalten muss, um Zusammenstößen vorzubeugen.

Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ erklärte mit Blick auf das angestrebte Regelwerk, die Rettungseinsätze bewegten sich ohnehin in einem von den italienischen Behörden und internationalem Recht vorgegebenen Rahmen. Deutschland versprach, Italien einige Hundert Migranten pro Monat zusätzlich abzunehmen. Das Kontingent solle von 500 im Monat auf 750 aufgestockt werden, sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, „Deutschland ist das Land, was die meisten Geflüchteten aufgenommen hat, und wir sind jetzt im Gespräch mit den Italienern, noch mehr zu tun.“

Deutschland werde Italien eine Million Euro zusätzlich zur Bewältigung der Flüchtlingskrise bereitstellen, sowie vier Millionen der Internationalen Organisation für Migration für deren Engagement in Marokko und Tunesien zusagen, so Roth.

Andere Länder müssten sich jedoch auch mehr engagieren. „Nicht zu unrecht fühlt sich Italien überfordert, alleingelassen, und da hilft es auch nicht, wenn alleine Deutschland an der Seite Italiens steht, da müssen die anderen auch mittun und mithelfen.“ Über das nordafrikanische Bürgerkriegsland Libyen kommen die meisten Migranten nach Europa, viele von ihnen aus afrikanischen Ländern mit geringen Chancen auf Asyl. Mehr als 85.000 Menschen sind bisher in diesem Jahr über diese zentrale Mittelmeerroute nach Italien gelangt.

Gestorben sind in diesem Jahr im Mittelmeer bereits mehr als 2000 Flüchtlinge, sagte die innenpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Bundestag, Ulla Jelpke. „Doch die Innenminister der EU-Mitgliedsstaaten haben nichts Besseres zu tun, als Flüchtlingsretter zu diffamieren und durch absurde Auflagen zu behindern.“

Der italienische Innenminister Marco Minniti kündigte an, dass Italien weiterhin darauf dringen will, dass Rettungsschiffe der EU-Mission Häfen außerhalb Italiens ansteuern sollen. Die Bundesregierung befürchtet, dass solch ein Schritt noch mehr Migranten zur Überfahrt ermutigen könnte.