Berlin. Sportmanager Michael Mronz über sein Leben ohne Guido Westerwelle und seine neue Aufgabe als Stiftungschef.

Nach dem Tod seines Mannes Guido Westerwelle am 18. März 2016 ist dem 50-jährigen Sportmanager Michael Mronz eine weitere Aufgabe zugefallen: die Führung der Berliner Westerwelle Foundation. Für das Interview hat Mronz sich das Charlottenburger Restaurant „Cassambalis“ ausgesucht. Hier spricht er von Guido Westerwelle immer wieder im Präsens.

Wir sitzen hier in Guido Westerwelles Berliner Stammrestaurant. Was verbinden Sie mit diesem Ort?

Michael Mronz: In diesem Restaurant gibt es nicht nur eine ausgezeichnete Küche, sondern viel inspirierende Kunst. Guido und ich lieben die Kunst. Wir waren gemeinsam immer gern hier. Jeder muss für sich herausfinden, wie er mit seiner Trauer umgeht. Mir tut es gut, die Orte der Erinnerung für mich zu erhalten. Guido und ich hatten hier Abende zu zweit, aber auch einige in großer Runde. Abende der Freude, aber auch welche, an denen es uns nicht gut ging. Auch am Abend der verlorenen Bundestagswahl 2013 saßen wir hier mit Freunden.

Wenige Meter entfernt sitzt die Westerwelle Foundation. Was wollen Sie als Vorstandsvorsitzender der Stiftung bewegen?

Guido hat sehr früh nach dem Abschied als Außenminister entschieden, seine Kontakte und seine Erfahrungen für eine Stiftung einzubringen. Er wollte Menschen eine Perspektive bieten, sich den Traum zu verwirklichen, Unternehmer zu werden. Er dachte dabei an Länder im Aufbruch, die eine Entwicklung vor sich haben, vor allem in Afrika. Diese Idee möchte ich fortführen und in seinem Sinne weiterentwickeln.

Und nun treffen Sie die strategischen Entscheidungen.

Seit ich den Vorsitz der Stiftung übernommen habe, setzen Ralph Dommermuth als Mitbegründer und Vorstandsmitglied und ich auf eine noch klarere Positionierung. Wir sind der David unter einer Menge Goliaths im Stiftungswesen. Wir müssen agiler, schneller, kreativer sein. Deswegen werden wir uns bis auf Weiteres auf das Thema Unternehmertum konzentrieren. Wir bieten zum Beispiel in Tunis Selbstständigen in einem Existenzgründerzentrum Arbeitsplätze an in einem sogenannten Coworking-Space, um sie auf ihren ersten Schritten als Unternehmer zu unterstützen. Wir wollen so eine Stärkung des Mittelstands erreichen, dem deutschen Erfolgsrezept. Tunesien ist das letzte Land des „arabischen Frühlings“ und in der Flüchtlingskrise enorm wichtig. Wenn Tunesien als Staat scheitert, wird es noch schwieriger, die Flüchtlingswellen aufzuhalten. Deswegen wollen wir den Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive geben.

Sehen Sie sich auch als Verwalter des politischen Erbe Ihres Mannes?

Als Guido von seiner Krankheit erfahren hatte, sagte er mir trotz des festen Glaubens an seine Genesung: „Micky, wenn mir etwas passieren sollte, fühle Dich nicht verpflichtet, die Stiftung weiterzuführen.“ Eine Verpflichtung habe ich also nie gesehen. Heute führen Ralph und ich die Stiftung mehr aus der Sicht eines Unternehmers als aus den Augen eines Politikers, der ich nie war. Insofern ist es nicht so, dass ich sein politisches Erbe verwalte, sondern ganz in Guidos Sinne mit der Stiftung Dinge gestalte.

Der Tod Ihres Mannes liegt nun mehr als 15 Monate zurück. Wie war diese Zeit für Sie?

Ganz offen gesprochen: Ich weiß nicht, ob ich irgendwann vollständig verstehe, was tatsächlich passiert ist. Ich glaube, ich werde Guidos Tod nie richtig realisieren. Es ist alles so schwer nachzuvollziehen.

Wie präsent ist er noch?

Guido ist ein Teil meines Lebens, er hat mich geprägt. Und das tut er noch immer. Unser gemeinsamer Kompass fürs Leben führt mich weiterhin.

Sie haben zuletzt viel Zeit in New York verbracht – auch weil Sie gemeinsame Erlebnisse mit der Stadt verbinden?

Guido hatte selbst überlegt, nach dem Ausscheiden aus der Politik ein Jahr nach New York zu gehen. Mein Entschluss, einige Zeit in New York zu leben, beruhte aber auch auf der Neugierde, mich beruflich weiterzuentwickeln, um daraus auch wieder Kraft und Inspiration zu ziehen. Dafür war New York der richtige Ort für mich.