Berlin.

Das Lohngefälle in Deutschland will Bundesarbeitsministerin An­drea Nahles verkleinern. „Das kann nicht so bleiben“, sagte die SPD-Politikerin am Montag in Berlin. Sie kündigte an, dass einem Gespräch mit Spitzenvertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften sowie Sozialverbänden zu dem Thema weitere solche Treffen folgen sollen. Nahles sagte bei einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion weiter, dass seit Mitte der 90er-Jahre die oberen 60 Prozent Einkommenszuwächse gehabt hätten, die unteren 40 Prozent aber nicht. Etwa in der Pflegebranche führe Fachkräftemangel nicht automatisch zu Lohnsteigerungen.

Nahles zufolge soll in der kommenden Wahlperiode zudem die Stärkung der Tarifbindung ein zentrales Thema werden. Die Ministerin forderte ferner eine „neue Logik der Arbeitsmarktpolitik“. So solle es ein Recht auf Weiterbildung geben.

Der Sozialverband VdK Deutschland forderte Einschränkungen bei Minijobs, Leih- und Zeitarbeit und befristeten Jobs zur Eindämmung des Niedriglohnsektors. Arbeitsmarktexperten der Universität Duisburg-Essen haben dazu aufgerufen, Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu überführen. Die Kleinst-Arbeitsverhältnisse sollen nicht durch Fehlanreize zur Dauererwerbsform werden, erklärte das Institut Arbeit und Qualifikation der Hochschule in einer Expertise. Dies könne hohe Armutsrisiken insbesondere für Frauen mit sich bringen. Vor allem langfristig angelegte Minijobs für Hausfrauen und -männer seien kritisch zu sehen. Denn Minijobs entfalteten oft „starke Klebeeffekte“, hieß es in dem Konzept zur Gleichstellung geringfügiger Beschäftigung.

Laut OECD sank der Anteil der Jobs für Menschen mit mittlerer Qualifikation und mit mittlerem Lohn binnen 20 Jahren um rund 8,2 Prozent. Der Anteil der hoch qualifizierten Jobs stieg bis 2015 um 4,7 Prozent, der der niedrig qualifizierten um 3,4 Prozent.