Athen. Offiziell soll sie den IS fernhalten. Doch die Regierung will auch die PKK-Rebellen spalten

US-Präsident Donald Trump spricht bisher nur von einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat längst gehandelt: Diese Woche meldete der türkische Verteidigungsminister Fikri Isik die Fertigstellung eines 700 Kilometer langen Abschnitts an der Grenze zu Syrien. Die Mauer, die vom staatlichen Wohnungsbauunternehmen Toki mit Unterstützung des Militärs errichtet wurde, besteht aus zwei Meter breiten und drei Meter hohen Betonelementen und einer „Krone“ aus messerscharfem Stacheldraht. Damit ist nun der größte Teil der 828 Kilometer langen Grenze zu Syrien gesichert.

Nach offizieller Lesart soll das Sperrwerk vor allem die Infiltration von Kämpfern der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) verhindern. Die Türkei war zuletzt in die Kritik geraten, weil sie den IS in der Grenzregion weitgehend ungehindert gewähren ließ. Verwundete IS-Terroristen wurden in Kliniken der türkischen Grenzprovinzen verarztet. Der IS konnte über die Türkei auch in Europa rekrutierte Kämpfer nach Syrien schleusen. Tatsächlich hat die Mauer aber vor allem den Zweck, die kurdischen Bevölkerungen auf beiden Seiten der Grenze zu trennen und die Bewegungsfreiheit der kurdischen Terrororganisation PKK sowie ihrer syrischen Ableger einzuschränken. Die Regierung in Ankara fürchtet, dass im Norden Syriens ein eigener Kurdenstaat entsteht. Das könnte Autonomiebestrebungen der türkischen Kurden anfachen. Verteidigungsminister Isik kündigte an, dass auch an den Grenzen der Türkei zu anderen Nachbarländern Sperren errichtet werden. An der iranischen Grenze habe der Bau einer Mauer bereits begonnen.

Während die Grenze zu Syrien fast ausschließlich über weite Ebenen verläuft, sind die Grenzgebiete zum Irak und Iran größtenteils unwegsames Bergland, das sich nur sehr schwer kontrollieren lässt. Die Rebellen der PKK unterhalten in den Bergen des Nordirak ihre wichtigsten Lager und ihr Hauptquartier. Von dort stoßen sie immer wieder in die Türkei vor. Verteidigungsminister Isik kündigte den Bau eines „integrierten Sicherheitssystems“ an, das aus physischen Sperren wie Mauern und Zäunen und aus „Scheinwerfern, Sensoren, Kameras, Ballons und Drohnen“ bestehen soll. Ein solches System werde derzeit für die irakische Grenze entwickelt, sagte der Verteidigungsminister.

Die Mauer zu Syrien und die geplanten Sperren zum Irak und Iran haben aber noch einen weiteren Effekt: Flüchtlinge und Migranten, die bisher vor allem über Syrien und den Iran in die Türkei kamen, haben es künftig wesentlich schwerer.