Köln.

Mehrere Tausend Menschen haben in Köln bei einem Friedensmarsch von Muslimen gegen Gewalt und islamistischen Terror demonstriert. Nach den Anschlägen von Berlin, Manchester, London und in der islamischen Welt sei es Zeit, ein deutliches Zeichen zu setzen, sagte die Islamwissenschaftlerin und Mit-Initiatorin Lamya Kaddor bei einer Kundgebung am Sonnabend. „Wir wollen niemanden in unseren Reihen wissen, der im Namen des Islam unschuldige Menschen tötet.“ Die muslimische Zivilgesellschaft dürfe „nicht die Extremisten sprechen lassen“.

Kaddor sprach von 3000 bis 3500 Demonstranten – damit blieb die Teilnehmerzahl weit hinter den Erwartungen der Organisatoren zurück. Die Veranstalter hatten bis zu 10.000 Teilnehmer angemeldet. Um die Aktion hatte es vorher Debatten gegeben – vor allem, weil der Islamverband Ditib eine Teilnahme abgelehnt hatte. Verbände wie der Zentralrat der Muslime, die Türkische Gemeinde und Politiker hatten parteiübergreifend dafür geworben. „Es ist ein Fehler, bei einem solchen Friedensmarsch nicht dabei zu sein“, kritisierte Kaddor die Ditib während der Demonstration. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer bekundete den Organisatoren Respekt, kritisierte aber: „Die Verweigerung großer Islamverbände und der dürftige Besuch zeigen: Viele Muslime sind sich ihrer Verantwortung, gegen den Politischen Islam und gegen den Terrorismus endlich ein Zeichen zu setzen, nicht bewusst.“

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb im „Kölner Stadt-Anzeiger“, es sei Aufgabe der gesamten Zivilgesellschaft, sich von Terror zu distanzieren. Der Islamverband Ditib dürfe sich „nicht wundern, wenn er so den Gegnern des Islam neue Argumente liefert“. Die Organisation, die der Religionsbehörde in Ankara untersteht, hatte ihre Absage unter anderem damit begründet, dass „muslimische Anti-Terror-Demos“ Muslime stigmatisierten.