Moskau. Es brodelt in den Metropolen. Kreml-Kritiker Nawalnyerneut inhaftiert

Bei Protesten gegen die russische Führung und gegen korrupte Politiker sind landesweit Hunderte Demonstranten festgenommen worden. Der Kremlkritiker Alexej Nawalny wurde am Montag noch vor dem Beginn einer Kundgebung auf ein Polizeirevier gebracht. In Moskau griff die Polizei bei der nicht genehmigten Demonstration hart durch und nahm allein dort rund 600 Menschen in Gewahrsam, wie das Bürgerrechtlerportal OVD-Info berichtete. Auch in St. Petersburg wurden demnach rund 300 Menschen abgeführt.

Nawalny ist einer der prominentesten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin. Im kommenden Jahr will er bei der Präsidentenwahl antreten. Es war bereits Nawalnys zweite Festnahme bei einer von ihm organisierten Kundgebung in diesem Jahr. Im März hatte er Tausende Anhänger auf die Straßen gebracht, um gegen Regierungschef Dmitri Medwedew zu protestieren. Nawalny hatte ihm Korruption vorgeworfen. Bei dem Protest am 26. März waren allein in Moskau rund 1000 Menschen festgenommen worden. Diesmal hatte der 41-jährige Oppositionelle zu Demonstrationen in rund 200 Städten aufgerufen. Russischen Medien zufolge gab es in zahlreichen Städten in der Provinz ebenfalls Festnahmen.

„Russland ohne Putin“ und „Putin ist ein Dieb“, skandierten die Demonstranten in Moskau. Die Organisatoren in Moskau sprachen von bis zu 50.000 Teilnehmern. Zugleich teilte das Innenministerium mit, rund 2,5 Millionen Menschen hätten friedlich am Nationalfeiertag teilgenommen. Die Zustimmung zu Putin ist landesweit Umfragen zufolge bei mehr als 80 Prozent.

Viele Demonstranten würden sich unangemessen verhalten, sagte Wladimir Tschernikow von der Stadtverwaltung der Agentur Interfax. Später teilte er mit, die Lage sei unter Kontrolle. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, Provokationen müssten verhindert werden. Um die Kundgebung gab es ein langes Tauziehen zwischen Behörden und Organisatoren. Ursprünglich hatte Nawalny eine Genehmigung für einen anderen Ort im Zentrum bekommen. Am Vorabend hatte er überraschend zu Protesten auf der zentralen Twerskaja Straße in Kremlnähe aufgerufen. Auslöser war nach seiner eigenen Darstellung, dass er keine Firma gefunden habe, die eine Bühne und Lautsprecher für seine Kundgebung aufbaue. Er warf den Behörden vor, Druck auf die Anbieter zu machen.