Hannover.

Die Linke will sich auf ihrem Parteitag an diesem Wochenende als Regierungspartei präsentieren. Parteichefin Katja Kipping erteilte internen Forderungen nach einem reinen Oppositionswahlkampf eine Absage. „Wir wollen das Land und Europa verändern“, sagte Kipping am Freitagabend in Hannover. „Machen wir uns doch nicht kleiner, als wir sind.“

Die Parteispitze will ihre klassischen Themen wie Arbeit, Hartz IV und Rente in den Mittelpunkt des Wahlkampfes stellen. So fordert die Linke etwa, den Mindestlohn auf zwölf Euro pro Stunde zu erhöhen. „Wir sind die Gerechtigkeitspartei“, sagte Kipping. „Die Linke kämpft dafür, dass dein Leben besser wird.“

Gleichzeitig versucht die Partei, Wähler aus der bürgerlichen Mitte für sich zu gewinnen. „Wir sind die Partei, die die Mittelschicht wirklich besserstellen will“, sagte die Parteichefin. Unter anderem heißt es im Wahlprogramm: „Wer weniger als 7100 Euro im Monat brutto hat, zahlt nach unserem Tarif weniger Steuern.“

Nach wie vor ungelöst ist die Frage, wie die Linke regierungsfähig werden soll. „Wir wollen Regierungsverantwortung übernehmen und einen Politikwechsel einleiten“, hatte Spitzenkandidat Dietmar Bartsch dieser Zeitung gesagt. Seine Co-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht will zwar ebenfalls „die Grundrichtung der Politik verändern“. Sie fügt aber hinzu: „Solange wir dafür keine Partner haben, machen wir lieber gute Opposition als schlechte Regierungspolitik.“

In der Linke-Spitze herrscht Frust, weil die Umfragewerte der SPD so stark gesunken sind, dass ein rot-rot-grünes Bündnis keine Mehrheit hätte. Eine neue Umfrage ergab zudem, dass nur ein Drittel der Deutschen (36 Prozent) die Linke für regierungsfähig hält. Erklärtes Ziel der Parteispitze ist es, bei der Bundestagswahl drittstärkste Kraft zu bleiben – vor Grünen, FDP und AfD. Seit 2013 ist die Linke stärkste Oppositionspartei im Bundestag.