Berlin. SPD-Kanzlerkandidat Schulz verspricht einen fairen Wahlkampf. Verteidigungsministerin von der Leyen von Friedensaktivisten unterbrochen

Keine Pause für politisch interessierte Kirchentags-Besucher: Barack Obama und Angela Merkel waren gerade weg, da kam SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Im voll besetzten Berliner Dom rief Schulz am Freitag zur Verteidigung der Demokratie auf: „Wer gegen unsere Demokratie vorgeht, gegen den müssen wir vorgehen.“ Er erschrecke, wenn eine Wende in der Erinnerungskultur um 180 Grad geforderte werde, so Schulz. Diese „gefährliche Entwicklung“ müsse durchbrochen werden. Das ginge nur, wenn sich alle Demokraten vereinten. „Ich glaube, wir können diese Kräfte aufhalten“, sagte er, „ich glaube an unsere Gemeinschaft.“ Auch der Gedanke an die junge Generation „bestärke“ ihn.

Gleichzeitig appellierte Schulz an die Politik, sich mehr um Vertrauen zu bemühen. „Aus fehlendem Vertrauen wird Ungewissheit, aus Ungewissheit wird Angst, und aus Angst wird immer häufiger Hass“, so der SPD-Politiker.

Szenenapplaus gab es für seine Absage an einen auf der persönlichen Ebene geführten Wahlkampf. Er werde in der Sache hart diskutieren, so Schulz, doch was sich in den USA im Wahlkampf abgespielt habe, dürfe in Deutschland nicht passieren. „Meine Konkurrenten sind nicht meine Feinde“, sagte Schulz, „sie sind Wettbewerber im politischen Diskurs.“ Seinen eigenen Glauben charakterisierte er so: „Ich bin ein passiver Katholik.“

Auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nutzte den Kirchentag. In einem von Friedensaktivisten mehrfach unterbrochenen Bittgottesdienst sagte von der Leyen, sie sei sich bewusst, dass durch Militäreinsätze allein kein Frieden geschaffen werden könne: „Aber wir können uns durch Handeln ebenso schuldig machen wie durch Nicht-Handeln.“ Währenddessen seilten sich zwei Aktivistinnen von einer Empore ab. Gemeinsam mit Mitstreitern wandten sie sich lautstark gegen Kriegseinsätze und die „Verstrickung der Kirche mit der Bundeswehr“.

Insgesamt besuchen schätzungsweise 100 000 Gläubige mit Dauerkarten das fünftägige Kirchenfest. Zudem seien bisher 30 000 Tageskarten verkauft worden, teilten die Organisatoren am Freitag mit.