Düsseldorf.

Armin Laschet zeigte sich in der Wahlnacht als stiller Genießer. Im Vorstandsbüro der NRW-CDU in Düsseldorf saß der 56-jährige künftige Ministerpräsident umringt von seinen Vertrauten und saugte zufrieden an seinem Zigarillo. Ausgelassene Party? Bereits gegen Mitternacht ließ sich Laschet nach Aachen bringen, um ins Bett zu kommen. Am Montagmorgen wartete schon um 6.20 Uhr der Flieger nach Berlin, am Nachmittag folgten Gremiensitzungen in Düsseldorf. Zwischendurch beantwortete Armin Laschet die Fragen dieser Zeitung.

Sie haben in Ihrer politischen Karriere einige bittere Niederlagen einstecken und noch bis vor wenigen Wochen von Zweifeln an Ihnen in der eigenen Partei lesen müssen. Hand aufs Herz: Wieviel Genugtuung verspürten Sie am Sonntagabend um 18.01 Uhr?

Armin Laschet: Natürlich habe ich mich riesig gefreut. Wir haben in diesem Wahlkampf in der Tat auch Zeiten durchgemacht, in denen man uns abgeschrieben hat. Wir haben Kurs gehalten und sind bei unseren landespolitischen Themen geblieben. Ich freue mich, dass der Wähler das belohnt und uns dafür sein Vertrauen ausgesprochen hat.

Wie viel Merkel steckt in Ihrem Erfolg?

Das ist ein gemeinsamer Erfolg von Landes- und Bundespartei. Die Landespolitik war entscheidend, aber die zahlreichen Auftritte der Kanzlerin im ganzen Land waren eine starke Unterstützung.

Wann haben Sie gespürt, dass der Wahlkampf zu Ihren Gunsten kippt?

Es gab nicht den einen Moment, es war eher eine kontinuierliche Steigerung. Für unsere Ideen und Konzepte habe ich den ganzen Wahlkampf über eine große Zustimmung erfahren. Als die Berichterstattung sich verdichtete, stieg auch die Aufmerksamkeit für die landespolitischen Themen, auf die wir uns konzentriert haben. Und der Erfolg von Annegret Kramp-Karrenbauer und Daniel Günther in Kiel hat noch mal Rückenwind gegeben. Da passte alles zusammen. In jedem Fall war es richtig, den Wahlkampf auf die letzten sechs bis vier Wochen zu konzentrieren.

Sie haben mit der Aussicht auf weniger Staus, geringere Kriminalität und bessere Bildung einige Erwartungen bei den Menschen in Nordrhein-Westfalen geweckt. Wie wollen Sie sicherstellen, dass in den kommenden fünf Jahren messbare Ergebnisse zu sehen sein werden?

Indem wir genau hier Prioritäten setzen. Wir werden uns auf die Kernaufgaben der Landespolitik konzentrieren, denn hier haben wir auch echte Gestaltungsspielräume. Mit einem soliden Koalitionsvertrag wollen wir die Grundlage schaffen dafür, dass unser Land wegkommt von den Schlusslichtplätzen. NRW hat alles, um in der Spitzengruppe der deutschen Länder mitzuspielen.

Wie wollen Sie den bundespolitischen Einfluss Nordrhein-Westfalens künftig wieder stärken?

Ein Ministerpräsident aus Nordrhein-Westfalen muss in Berlin die Interessen unseres Landes deutlich vertreten – gegenüber der Bundesregierung und den anderen Ländern. Ich kann dafür auf meine bisherige Arbeit und Vernetzung als stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender zurückgreifen. Wir tragen als starkes Industrieland zum Wohlstand in Deutschland bei. Das sollten wir selbstbewusst vertreten.

Wie wichtig ist das 3:0 der Union bei den Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in NRW für die Bundestagswahl im Herbst?

Die erfolgreichen Landtagswahlen sind ein guter Auftakt in das Wahljahr, aber der Bundestagswahlkampf hat noch nicht begonnen. Vor dem Hintergrund der Erfahrung, dass in NRW die Landesthemen entscheidend waren, sollten wir für September genau prüfen, welche bundespolitischen Themen den Menschen unter den Fingernägeln brennen. Dazu arbeiten CDU und CSU an einem überzeugenden Angebot an die Wähler.

Rechnerisch reicht es knapp für die Neuauflage einer schwarz-gelben Landesregierung in NRW. Ist das politisch auch Ihre Wunschkonstellation?

Mein Wunsch ist es, so viel wie möglich von dem CDU-Programm umzusetzen, für das uns die Menschen ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Mit welchem Partner das der Fall ist, werden die Sondierungsgespräche zeigen.

Welche Fehler aus dem Abwahljahr 2010 darf die NRW-CDU 2017 nicht mehr begehen?

Ich schaue nicht nach hinten, sondern nach vorne. Seien Sie sicher, dass sie mir bewusst sind.

Landesvater oder Landesmanager – welchen Ministerpräsidenten Laschet soll Nordrhein-Westfalen bekommen?

Es bekommt Armin Laschet als Ministerpräsidenten. Ich bleibe so, wie ich bin.