Seoul/Washington.

Mit einem neuen Raketentest hat Nordkorea die Welt herausgefordert und die Pläne der neuen südkoreanischen Führung für eine Rückkehr zur Entspannungspolitik infrage gestellt. Trotz UN-Sanktionen und militärischer Drohgebärden der USA zündete Nordkorea eine ballistische Rakete, die potenziell Atomsprengköpfe tragen kann. Washington drohte daraufhin eine weitere Verschärfung der Sanktionen an. Südkorea, Japan und Deutschland verurteilten den Test, China und Russland äußerten ihre Sorge über die Entwicklung.

Nach Angaben des Generalstabs der südkoreanischen Streitkräfte hob die Rakete am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) in der Nähe der Grenze zu China im Nordwesten des Landes in Richtung offenes Meer ab. Sie sei etwa 700 Kilometer weit geflogen. Nach Angaben des US-Militärs stürzte die Rakete ins Japanische Meer (Koreanisch: Ostmeer). Der genaue Raketentyp war zunächst unklar.

Die Regierung in Tokio prüfe, ob es sich um einen neuen Typ handele, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Demnach erreichte die Rakete eine Höhe von mehr als 1000 Kilometern und befand sich 30 Minuten in der Luft. Die Flugbahn sei nicht „im Einklang mit einer Interkontinentalrakete“ gewesen, teilte das US-Pazifikkommando mit.

Es ist Nordkoreas siebter Raketentest in diesem Jahr. Im April hatte das kommunistische Land zwei Mittelstreckenraketen getestet, beide Versuche schlugen nach Angaben Südkoreas fehl.

Für den neuen südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in, der erst vier Tage zuvor die Amtsgeschäfte übernommen hatte, ist der Raketentest eine politische Herausforderung. Während die Vereinigten Staaten mit der Entsendung eines Flugzeugträgerverbandes den Druck auf Nordkorea erhöhten, hatte Moon den Wunsch geäußert, zur „Sonnenscheinpolitik“ der Entspannung mit Nordkorea zurückzukehren.