Brüssel.

EMA statt EP – das soll die Zauberformel sein, um ein vertracktes EU-Problem zu erledigen: das ewige Hin und Her des Europa-Parlaments, das überwiegend in Brüssel arbeitet, aber einmal im Monat für vier Tage zum Hauptsitz nach Straßburg zieht. Die Chance, den teuren Wanderzirkus zu beenden, bietet der Brexit, der den Umzug der in London ansässigen Europäischen Medizinagentur (EMA) erforderlich macht. Wenn Straßburg den Zuschlag bekäme, so die Überlegung einer wachsenden Schar von EU-Abgeordneten, könnte Frankreich bereit sein, das Parlament nach Brüssel ziehen zu lassen.

Die allmonatliche Pendelei kostet bis zu 200 Millionen Euro im Jahr. Drei Viertel der Abgeordneten befürworten den Verzicht auf den doppelten Standort. Voraussetzung für die Zustimmung Frankreichs wäre aber, dass Straßburg gleichwertigen Ersatz bekommt. Der ist erstmals in Sicht.

Denn die EMA, zuständig für die Zulassung von Arzneimitteln, ist wirtschaftlich attraktiv. Sie beschäftigt rund 900 hoch qualifizierte Mitarbeiter und hat sich zum Magneten für Pharma-Firmen entwickelt. In Straßburg belebt der parlamentarische Auftrieb die Geschäfte immer nur für kurze Zeit.

Kein Wunder also, dass die EMA-Idee fraktionsübergreifend Freunde gewinnt. Sie gilt aber als brisant. Die Befürworter befürchten, der künftige französische Präsident Emmanuel Macron könne zu einem Nein gezwungen sein, wenn das Thema in den französischen Parlamentswahlkampf gerät. Die Entscheidung liegt nicht beim EP, sondern bei Angela Merkel und ihren Kollegen im Europäischen Rat. Sie wollen im Herbst befinden, wo EMA und EBA in Zukunft residieren.