Berlin. Wie sich die Öko-Parteiam Erfolg in Schleswig-Holstein aufrichten möchte

Passend zu Nord- und Ostsee, zur Schifffahrt und dem Norden überhaupt nennen die Grünen das Ergebnis vom Wochenende in Schleswig-Holstein „Rückenwind“. Man erhoffe sich nun ein gutes Ergebnis für die Wahl nächste Woche in Nordrhein-Westfalen und auch für die Bundestagswahl im Herbst, sagte Parteichef Cem Özdemir gestern in Berlin. „Die verfrühten Abgesänge auf Bündnis 90/Die Grünen scheitern an der Realität.“

Die Grünen wirkten am Montag fast ein bisschen euphorisch. Die Negativ-Serie der vergangenen Wahlen sei durchbrochen, die Wende geschafft, glauben Partei-Strategen. Mit den knapp 13 Prozent in Schleswig-Holstein haben sie ihr Ergebnis ungefähr gehalten. Mehr noch: Die Grünen sind in Kiel ein begehrter Partner, in einem Jamaika-Bündnis oder in einer Ampel-Koalition. Es sieht so aus, als könnte die Öko-Partei hier weiter an der Regierung bleiben. Vergessen sind die Wahlschlappen von Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland, wo die Grünen aus den Landtagen flogen. Vergessen machen will die Partei auch die Umfragewerte von bestenfalls acht Prozent im Bund. Gefeiert wird nun vor allem Robert Habeck, der bisherige Vize-Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, der fast Spitzenkandidat für die Bundestagswahl geworden wäre. Bei der parteiinternen Abstimmung war er Cem Özdemir nur knapp unterlegen. An Habecks Erfolg versucht sich die Partei nun aufzurichten. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt nicht. Am nächsten Sonntag geht es in NRW für die Grünen um alles. Die Partei regiert hier seit 2010 mit der SPD, und wenn es schlecht läuft, fliegt sie aus dem Landtag. Das oberste Ziel lautet also: drinbleiben. Sonst sieht es für die Grünen im Superwahljahr 2017 doch wieder düster aus.