Hamburg/Kiel. Wahlforscher analysieren den Ausgang der Landtagswahl in Schleswig-Holstein

Die Sozialdemokraten haben die schleswig-holsteinische Landtagswahl offenbar in ihren Hochburgen in den größeren Städten des Landes verloren. Dem Statistikamt Nord zufolge liegen die Verluste der SPD bei den Zweitstimmen im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren in Kiel-Nord (minus 10,1 Prozentpunkte), Kiel-Ost (minus 8,9), Lübeck-Süd (minus 6,6), und Lübeck-Ost (minus 6,1) am höchsten. Das übersteigt die durchschnittlichen landesweiten Verluste, die bei 3,2 Prozentpunkten lagen, deutlich.

Die siegreiche Union konnte im Gegenzug in diesen Gebieten zum Teil deutlich zulegen, in Lübeck-Süd beispielsweise um 4,5 Prozentpunkte und in Kiel-Ost um 4,3 Prozentpunkte. Im Landesdurchschnitt hatten die Christdemokraten ihren Zweitstimmenanteil um 1,2 Prozentpunkte erhöhen können.

CDU erhielt besonders viele Stimmen von älteren Wählern

Nach einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen schnitt die CDU mit 40 Prozent bei der Generation 60plus überdurchschnittlich ab. Bei allen unter 60-Jährigen liege die Union mit 28 Prozent nur knapp vor der SPD, die hier 27 Prozent erreichte. Die SPD sei lediglich von 29 Prozent der ab 60-Jährigen gewählt worden.

Neben dem großen Rückhalt bei der älteren Generation machten die Mannheimer Wahlforscher drei zentrale Gründe für den CDU-Wahlsieg aus: ihr Parteiansehen, viel Politikvertrauen und das positive Image von Spitzenkandidat Daniel Günther. Die SPD hingegen litt darunter, dass sie mit dem bisherigen Ministerpräsidenten Torsten Albig „einen nur bedingt überzeugenden Kandidaten im Rennen“ gehabt habe.

Das relativ schwache Abschneiden der AfD habe viele Gründe, so die Wahlforscher. Zu einem „miserablen Partei­image und mangelhafter Abgrenzung nach rechts außen“ sei gekommen, dass das Thema Flüchtlinge in Schleswig-Holstein eine Nebenrolle gespielt habe. Zudem glauben 80 Prozent der Befragten, das Bundesland könne die Flüchtlinge gut verkraften.

Forsa-Chef: Bindungskraft der Volksparteien wird schwächer

Forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner verwies in seiner Wahlanalyse auf die sinkende Bindekraft von CDU und SPD. „Hatten 2013 noch 51 von 100 Wahlberechtigten CDU oder SPD gewählt, waren es bei der Landtagswahl am Sonntag nur noch 38“, heißt es in seinen Anmerkungen. Der Stimmenanteil der Nichtwähler sei mit 36 Prozent fast so hoch wie der von CDU und SPD zusammen.

Obwohl die AfD am Sonntag die Fünf-Prozent-Hürde übersprang, hat Güllner „Stagnation am rechten Rand“ ausgemacht. So habe die AfD nicht mehr Wähler erhalten als AfD und NPD zusammen schon 2013 – ebenfalls rund 86.000. „Bei einer Wahlbeteiligung von über 73 Prozent – wie bei der Bundestagswahl 2013 – hätten die AfD-Stimmen in Schleswig-Holstein noch nicht einmal für fünf Prozent der gültigen Stimmen gereicht.“