Paris.

Vor einem Jahr galt Emmanuel Macron allenfalls als interessanter Außenseiter der französischen Politik. Wer ist dieser Mann, der künftig an der Spitze des französischen Staats steht? Acht Dinge, die man über den neuen Chef im Élysée-Palast wissen muss.

Herkunft

Emmanuel Jean-Michel Frédéric Macron (39) wuchs in der nordfranzösischen Arbeiterstadt Amiens auf. Dort verbrachte der Sohn eines Ärzte-Ehepaars auch beinahe seine gesamte Schulzeit. Nach einem Studium der Philosophie an der Pariser Elite-Universität „Sciences-Po“ absolvierte Macron noch die Verwaltungs-Kaderschmiede École Nationale d’Adminis­tration (ENA).

Karriere

Macrons Karriere begann als hoher Staatsfunktionär im Finanzministerium. 2008 trat er in die Pariser Investmentbank Rothschild ein. Macron verabschiedete sich vom großen Geldverdienen, als ihn Präsident François Hollande 2012 als Berater in den Élysée-Palast holte. Im August 2014 wurde er Wirtschafts- und Finanzminister.

Persönlichkeit

Charme, Chuzpe und Charisma sind die großen Trümpfe Macrons. Mit seiner jugendlichen Unbekümmertheit erinnert er viele an den US-Präsidenten John F. Kennedy Anfang der 60er-Jahre.

Haltung

Macron verweigert sich hartnäckig dem klassischen Links-rechts-Schema in Frankreich. Er blieb stets auf Abstand zu den Traditionsparteien. Selber verortet sich der häufig als linksliberal bezeichnete Jungpolitiker in der politischen Mitte. Er hofft nun auf die Unterstützung aller progressiven Kräfte im Land. Sprich: der Zentrumspolitiker, des rechten Flügels der Sozialistischen Partei sowie der gemäßigten Konservativen.

„En Marche!“

Noch als Wirtschaftsminister gründete Emmanuel Macron vor knapp einem Jahr seine eigene Bewegung „En Marche!“ („Vorwärts!“). Vor allem dank der sozialen Netzwerke wuchs das politische Start-up-Unternehmen rasant und zählt mittlerweile mehr als 220.000 Mitglieder. Macron will seiner Bewegung die Statuten einer richtigen Partei zu verleihen. „En Marche!“ soll bei den Parlamentswahlen im Juni in allen Wahlkreisen mit eigenen Kandidaten antreten.

Ziele

Macrons Politik-Mix ist eine Mischung aus wirtschaftsliberalen und sozialen Reformen. Dazu gehören eine Senkung der Unternehmenssteuer, die Abschaffung der Wohnsteuer und eine Lockerung des Arbeitsrechts. Zudem will er in die Infrastruktur investieren sowie Geld für die Umschulung von Arbeitslosen lockermachen. Um das EU-Defizitkriterium von drei Prozent einzuhalten, sollen bei den Staatsausgaben 60 Milliarden Euro eingespart sowie 120.000 Beamtenstellen abgebaut werden.

Draht nach Brüssel

Macron beabsichtigt, der EU neuen Schwung zu verleihen. In Brüssel will er auf eine Verstärkung der gemeinsamen Sicherheitspolitik sowie auf eine schrittweise Harmonisierung der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik in der Eurozone drängen. Noch ambitionierter ist sein Plan einer gemeinsamen Investitionspolitik und eines gemeinsamen Budgets für die Eurozone.

Draht nach Berlin

Macron setzt auf die Achse Paris-Berlin. Er weiß, dass er seine europapolitischen Ziele nur im engen Schulterschluss mit dem Partner erreichen kann. Er verfügt über gute Kontakte zu Spitzenpolitikern wie Angela Merkel, Martin Schulz, Wolfgang Schäuble oder Sigmar Gabriel. Allerdings hat er im Interview mit unserer Zeitung auch deutlich gemacht, dass er die hohen deutschen Handelsüberschüsse in der Eurozone für „untragbar“ hält. Er will einen Ausgleich einfordern.