Paris.

Polizisten und Soldaten auf den Straßen und vor öffentlichen Gebäuden: Auch im Wahlkampf vergessen die Franzosen nicht, dass sie im terrorbedingten Ausnahmezustand leben. „Seit Jahren sind die Sicherheitskräfte mobilisiert wie niemals zuvor“, resümiert der scheidende Staatschef François Hollande. Der Sozialist und andere Spitzenvertreter des Staates ehren am Dienstag bei einer nationalen Gedenkfeier den getöteten Polizisten Xavier Jugelé. Der 37-Jährige wurde in der vergangenen Woche beim Terroranschlag auf den Pariser Champs-Élysées aus dem Leben gerissen. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) reklamierte die Tat für sich.

Im Hof der Pariser Polizeipräfektur stehen mit ernster Miene auch die beiden Kandidaten, die sich in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl durchsetzten und Hollande bald beerben wollen: Emmanuel Macron und Marine Le Pen. Der Wahlkampf ruht für eine knappe Stunde. Die Chefin des rechtsextremen Front National (FN) hatte in der ersten Runde am Sonntag gut 21 Prozent der Stimmen erhalten, Macron 24 Prozent. Umfragen sehen Macron in der Stichwahl am 7. Mai deutlich vorne.

Auf Hollandes Nachfolgerin oder Nachfolger wartet beim Kampf gegen den Terror eine riesige Aufgabe. Erst vor einer Woche nahmen Spezialermittler in Marseille zwei mutmaßliche Dschihadisten fest. Sie versteckten in einer Wohnung ein Waffenarsenal und wollten laut Behörden unmittelbar vor der Wahl eine Terrorattacke verüben.

Macron signalisiert in seinem Programm, dass er mehr tun will in der Sicherheitspolitik. „Die erste Aufgabe des Präsidenten ist zu schützen“, lautet das Motto des 39-Jährigen. Er ist überzeugt, dass die Gefahr solcher Attacken auch in den nächsten Jahren zum Alltag gehören wird. Der politische Senkrechtstarter will 10.000 neue Polizisten einstellen und 15.000 Gefängnisplätze schaffen. Der frühere Wirtschaftsminister Hollandes strebt zudem an, im Fall eines Wahlsieges die Arbeit der Geheimdienste im Kampf gegen den IS zu bündeln. Le Pen will ihrerseits 15.000 Polizisten zusätzlich und 40.000 neue Gefängnisplätze einrichten.

Dem Gründer des FN, Jean-Marie Le Pen, ist das nicht genug. Er kritisiert den Wahlkampfstil seiner Tochter als zu lasch. „Ich denke, ihre Kampagne war zu lässig“, sagte der 88-Jährige dem Hörfunksender RTL. An ihrer Stelle hätte er einen Wahlkampf wie der US-Präsident Donald Trump geführt, sagte er und riet seiner Tochter zu einem „sehr aggressiven“ Ton gegen Politiker von links und rechts, die für den Niedergang des Landes verantwortlich seien. Marine Le Pen hatte ihren Vater 2015 nach antisemitischen Äußerungen aus der Partei ausschließen lassen.