Paris. Anti-Terror-Abteilung ermittelt nach tödlicher Attacke auf dem Pariser Prachtboulevard

In Paris hat es unmittelbar vor der französischen Präsidentschaftswahl am Sonntag einen tödlichen Angriff auf Polizisten gegeben. Auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées kam es am Donnerstagabend zu einer Schießerei, bei der ein Beamter getötet worden ist. Das bestätigte eine Sprecherin der Polizeipräfektur. Der Angreifer sei „neutralisiert“ worden. Zwei Polizisten wurden nach Angaben des Innenministeriums verletzt, einer davon schwebte am Abend in Lebensgefahr. Zu den Hintergründen der Tat gab es zunächst keine Informationen. Die Ermittlungen übernahm die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft.

Die Attacke ereignete sich gegen 21 Uhr. Einem Zeugen zufolge stoppte ein Mann sein Fahrzeug neben einem Mannschaftswagen der Polizei, stieg aus und eröffnete mit einem Sturmfeuergewehr vom Typ Kalaschnikow das Feuer. Dabei wurde ein Polizist getroffen. Anschließend versuchte er nach ersten Informationen, zu Fuß zu fliehen, schoss dabei auf weitere Polizisten. Die Beamten schossen ihn daraufhin nieder.

Kurz danach war der Tatort von Polizisten und Rettungskräften gesäumt. Die Champs-Élysées wurde gesperrt, Helikopter kreisten über dem Tatort. Die U-Bahnstationen George V., Roosevelt und Champs-Elysées-Clémenceau wurden nicht mehr angefahren. Auch Soldaten waren vor Ort.

In den nächsten Stunden blieb das Viertel rund um die Prachtstraße abgesperrt. Passanten durften die umliegenden Restaurants und Bars vorerst nicht verlassen. Beamte suchten nach möglichem Sprengstoff oder verdächtigen Gegenständen.

Laut der Agentur Reuters durchsuchten Polizisten noch am Abend die Wohnung des Angreifers. Bei dem Getöteten wurde ein Ausweis gefunden – ob dies seine wahre Identität ist, prüften die Ermittler am Abend noch.

Die Zeitung „Le Figaro“ berichtete, es habe einen zweiten Angreifer gegeben, der womöglich auf der Flucht sei. Dies wurde aber nicht offiziell bestätigt. Man könne nicht ausschließen, dass es einen oder mehrere Komplizen gebe, die in irgendeiner Weise an der Tat beteiligt waren, sagte der Ministeriumssprecher.

Präsident François Hollande beriet bei einem Krisentreffen mit Premierminister Bernard Cazeneuve und Innenminister Matthias Fekl über die Lage. „Das ist natürlich ein Drama für die Polizei, ein Drama für unser Land“, sagte der Sprecher des Innenministeriums Pierre-Henry Brandet. Es sei ein gezielter Angriff auf die Repräsentanten des Staates gewesen. Der französische Präsidentschaftskandidat Francois Fillon sagte seine Wahlkampfveranstaltungen für Freitag ab.

US-Präsident Donald Trump sprach Frankreich sein Beileid aus: „Es sieht nach einem weiteren Terroranschlag aus“, sagte Trump.

Die Polizei hatte erst am Dienstag in Marseille zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen, in deren Wohnung ein Waffenarsenal versteckt war. Laut Anti-Terrorstaatsanwalt François Molins drohte ein Anschlag in den nächsten Tagen.