Berlin. „Pisa“-Report: Hänseleien, fiese Gerüchte, soziale Ausgrenzung, körperliche Gewalt – für manche ist die Schule ein Ort der Qual

In Deutschland fühlen sich Jugendliche nach einer neuen „Pisa“-Studie an ihrer Schule überwiegend wohl und empfinden relativ wenig Stress durch Hausaufgaben oder Prüfungen. Interesse und Hilfestellung von Eltern für den Unterricht ihrer Kinder sind sehr ausgeprägt. „Teenager, die sich als Teil einer Schulgemeinschaft fühlen und gute Beziehungen mit ihren Eltern und Lehrern pflegen, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit bessere schulische Leistungen erbringen und insgesamt glücklicher sein“, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Wichtige Ergebnisse der am Mittwoch veröffentlichten Sonderauswertung „Wohlbefinden“:
Belastung durch Mobbing:
In Deutschland wird fast jeder sechste 15-Jährige (15,7 Prozent) regelmäßig Opfer von teils massiver körperlicher oder seelischer Misshandlung durch Mitschüler. Im Schnitt aller Teilnehmerländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist sogar nahezu jeder Fünfte (18,7 Prozent) mehrmals im Monat von Mobbing betroffen. Fast jeder zehnte 15-Jährige aus Deutschland (9,2 Prozent) beklagt, immer wieder Ziel von Spott und Lästereien zu sein. 2,3 Prozent der Befragten gaben an, in der Schule geschlagen zu werden. Insgesamt sind Jungen häufiger Mobbing-Opfer als Mädchen. Diese sind stärker von Ausgrenzung und bösen Gerüchten betroffen. Auch auf Schulleistungen hat dieser Stress oft negative Auswirkungen.


Dazugehörigkeit:
Drei von vier Jugendlichen (75 Prozent) empfinden ein überdurchschnittlich starkes Zugehörigkeitsgefühl für ihre Schule und die Mitschüler (OECD: 73 Prozent). Gut 85 Prozent schließen aus, im Schulalltag Außenseiter zu sein oder „geschnitten“ zu werden (OECD: 82,8 Prozent). Doch ist das Gemeinschafts- und Zufriedenheitsgefühl bei Schülern aus ärmeren Familien oft weniger ausgeprägt. Die Wertschätzung der eigenen Lebenssituation liegt unter deutschen 15-Jährigen bei guten 7,4 auf einer Skala von 0 bis 10 (OECD: 7,3).


Sorgen im Schulalltag:
Deutsche Schüler haben weniger Furcht vor Hausaufgaben oder Tests als im OECD-Durchschnitt. Jeder Fünfte der befragten 15-Jährigen (22 Prozent) reagiert nach eigener Aussage sehr nervös auf solchen Stress (OECD: 37 Prozent). 42 Prozent haben Angst bei der Vorbereitung von Prüfungen (OECD: 55 Prozent). Mädchen schleppen deutlich häufiger Schulsorgen mit sich herum als Jungen.


Wichtigkeit der Eltern:
Schüler in Deutschland erfahren zu Hause viel Unterstützung. 96 Prozent gaben an, dass sich ihre Väter und/oder Mütter für Schulaktivitäten interessieren; 91 Prozent verrieten, dass ihre Eltern bei Schwierigkeiten in der Schule helfen. Das bedeutet häufig Einflussnahme auf Lehrer: Mit ihnen sprechen 64 Prozent der Eltern über das Verhalten der Kinder, 54 Prozent über schulische Fortschritte.