London.

Die Briten wählen am 8. Juni vorzeitig ein neues Parlament. Die Abgeordneten des Unterhauses stimmten am Mittwoch in London mit 522 zu 13 Stimmen dem Antrag von Premierministerin Theresa May zu. Es ist die dritte Abstimmung innerhalb von drei Jahren, nachdem im Mai 2015 eine Unterhauswahl und im letzten Juni das Referendum über den EU-Verbleib stattgefunden hatte. Wahlmüdigkeit ist allerdings nicht zu erkennen. Die meisten Briten zeigen eher Verständnis für das Argument der Premierministerin, eine starke Hand für die Brexit-Verhandlungen zu brauchen.

Taktisch unverständlich ist, warum Labour, die größte Oppositionspartei, auf den Willen von May einging. Denn die Konservativen liegen zurzeit mit gut 20 Prozent vor Labour. Die Arbeiterpartei sieht einer grandiosen Wahlschlappe entgegen. Der Grund, warum Labour-Chef Jeremy Corbyn für den frühen Termin stimmte, war seine Festlegung vorab. Er wolle einem vorgezogenen Urnengang nicht im Wege stehen, hatte er schon vor Wochen erklärt, und ermöglichte damit Theresa May den geschickten Schachzug, sich noch vor den Brexit-Verhandlungen mit einer deutlich verstärkten absoluten Mehrheit im Unterhaus zu versehen. Und das Brexit-Thema wird May zu verknüpfen suchen mit der Frage: Wer ist am besten geeignet, aus dem Ausstieg aus der EU einen Erfolg zu machen? Corbyn oder ich? Und da ist für die meisten Briten die Antwort einfach.

Auch auf die schottische SNP, deren Abgeordneten sich bei der Abstimmung der Stimme enthielten, kommt ein schwieriger Wahlkampf zu. Zwar nannte Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon Mays Schachzug eine „riesige politische Fehlkalkulation“, weil jetzt die Schotten die Gelegenheit wahrnehmen würden, um gegen einen harten Brexit zu stimmen. Doch May will den Spieß umdrehen und den Wahlkampf für eine Kampagne gegen ein zweites Unabhängigkeitsreferendum der Schotten nutzen.

Die EU wiederum rechnet mit Verzögerungen beim Brexit. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erwartet einen Start der Verhandlungen nun erst nach dem 8. Juni.