Peking/Seoul.

An Raketen und schwerem Militärgerät mangelte es bei der großen Parade anlässlich des 105. Geburtstags des nordkoreanischen Staatsgründers Kim Il-sung am Sonnabend auf Pjöngjangs Straßen nicht. Und auch mit neuen martialischen Drohungen wartete das Regime auf. Nordkorea werde einem „totalen Krieg mit einem totalen Krieg und einen Atomangriff mit einem Atomangriff“ antworten, wetterte Choe Ryong-hae, die derzeitige Nummer zwei des stalinistischen Arbeiterstaats.

Zu dem befürchteten Atomtest kam es am Wochenende aber nicht. Am Sonntag testete das Regime von Machthaber Kim Jong-un zwar eine weitere Rakete, bei der es sich nach ersten Einschätzungen von Militärexperten wahrscheinlich um eine Mittelstreckenrakete handelte. Sie landete aber nur wenige Minuten nach Abschuss im Meer. Am Montagabend drohte Nordkorea weiter: „Wir werden weitere Raketentests durchführen – auf wöchentlicher, monatlicher und jährlicher Basis“, sagte Vizeaußenminister Han Song-Ryol.

Auf seiner ersten Südkorea-Reise besuchte US-Vizepräsident Mike Pence am Montag demonstrativ einen US-Militärstützpunkt unmittelbar an der nordkoreanischen Grenze. „Wir hoffen, das Ziel durch friedliche Mittel zu erreichen“, sagte Pence. Er betonte zugleich: „Alle Optionen liegen auf dem Tisch.“ Die Politik der „strategischen Geduld“ seiner Vorgängerregierung sei „vorbei“.

In welcher Form die USA genau auf neue Provokationen reagieren werde, ließ er allerdings offen. US-Präsident Donald Trump hat vergangene Woche einen US-Flottenverband sowie mehrere U-Boote vor die koreanische Halbinsel verlegt und mit Militärschlägen gedroht, falls Pjöngjang einen weiteren Atomtest wagen sollte. Die Vereinten Nationen verbieten dem Regime diese Tests.

Inwiefern China allerdings auch einem Militärschlag der USA zustimmen würde – dazu gab es widersprüchliche Meldungen. US-Präsident Trump behauptet, China und die USA würden gemeinsam an „dem Nordkorea-Problem“ arbeiten. Peking bestätigte das nicht. Der Nordkorea-Experte Cheong Seong-chang von der Sejong-Universität in Seoul geht davon aus, dass China Nordkoreas Raketentests nicht für das Hauptproblem hält, das Militärschläge rechtfertigt. „Sollte es allerdings zu einem weiteren Atomtest kommen, wird auch China den Druck auf Pjöngjang massiv erhöhen.“

Auch Japan hat Kriegsschiffe geschickt. Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe bestätigte, seine Regierung arbeite bereits an Krisenplänen für eine Evakuierung der rund 60.000 Japaner in Südkorea.

China, zuletzt Nordkoreas einzig verbliebener Verbündeter, warnte vor einer „sehr heiklen und gefährlichen Lage“, die keine Gewinner, sondern lediglich Verlierer kennen würde. Hinter den Kulissen scheint sich auch Peking immer eindeutiger gegen das Regime in Nordkorea zu positionieren.