Bremen/Hamburg. „Hochsicherheitsspiel“: HSV tritt Ostersonntag in Bremen an. Eigene Ordner begleiten Hamburger Team. Polizei prüft „weitere Maßnahmen“

Gotoku Sakai wählte die passenden Worte. „Wir spielen auch für den BVB und Marc Bartra“, sagte der HSV-Kapitän am Mittwoch. „Geschockt“ habe er auf die Ereignisse von Mittwochabend reagiert. „Der Fußball ist eine Familie“, sagte der 26-Jährige. „Wir müssen versuchen, uns auf das Spiel am Sonntag zu konzentrieren.“

Das Spiel, von dem Sakai am Mittwoch sprach, ist das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV am Ostersonntag (15.30 Uhr). Ein Hochrisikospiel, das durch die Ereignisse von Dortmund eine zusätzliche Aufmerksamkeit erfährt. Ungeachtet des Anschlags auf den Bus von Borussia Dortmund gehen die Sicherheitskräfte von einem normalen Verlauf des Spiels aus. „Wir haben eine hohe abstrakte Gefährdungslage in ganz Deutschland, aber wir haben keine konkreten Erkenntnisse für Bremen“, sagte Bremens Polizeidirektor Heinz-Jürgen Pusch am Mittwoch. Man stehe vor der Partie im Weserstadion in engem Austausch mit beiden Clubs.

Spezielle Hinweise gebe es bislang nicht, dennoch sei es möglich, „dass wir die eine oder andere Maßnahme ergreifen werden, um die Sicherheit der Mannschaften und der Zuschauer zu erhöhen“, sagte Pusch. Ins Detail gehen wollte der Polizeidirektor aber nicht.

Rund 750 Einsatzkräfte sollen dafür sorgen, dass das brisante Nachbarschaftsduell reibungslos über die Bühne geht. Die Partie war auch schon vor den Vorfällen von Dortmund als Hochsicherheitsspiel eingestuft worden. Der HSV schickt 110 eigene Ordner des Sicherheitsdienstes „Power“ mit nach Bremen. „Wir überprüfen regelmäßig unsere sicherheitsrelevanten Abläufe, auch auf Grund der aktuellen Ereignisse“, sagte HSV-Vorstand Frank Wettstein. Zu Einzelheiten des Sicherheitskonzepts wollte sich der Club nicht äußern. Die Polizei rechnet mit rund 600 gewaltbereiten Fans rund um das Spiel.

Werders Sicherheitschef Lars Mühlbradt war am Mittwoch bemüht, den Fans die Angst vor einem Besuch im Weserstadion zu nehmen. „Die Zuschauer sollen ein sicheres Gefühl haben, wenn sie ins Stadion gehen – und das können sie auch haben“, sagte Mühlbradt. Bei Werder Bremen tagte am Mittwoch sowieso die obligatorische Sicherheitskonferenz, die nicht nur vor dem Nordderby, sondern vor jedem Spiel üblich ist. Dabei wurden natürlich auch die Ereignisse von Dortmund diskutiert. „Es gibt keinen Hinweis auf eine konkrete Gefährdung“, sagte auch Bremens Polizeisprecher Nils Matthiesen.

FC St. Pauli prüft Maßnahmen vor Spiel gegen Würzburg

Auch in den anderen Stadien der Bundesliga und der Zweiten Liga soll die Sicherheit gewährleistet werden. In Hamburg findet am Sonntag das Zweitligaspiel zwischen dem FC St. Pauli und den Würzburger Kickers statt. „Auch im Umfeld des FC St. Pauli werden Fragen nach erhöhten Sicherheitsmaßnahmen gestellt“ teilte der Kiezclub am Mittwoch in einer offiziellen Stellungnahme mit.

„Nach Rücksprache mit der Polizei gibt es für Hamburg bislang keinerlei Erkenntnisse, die besondere Sicherheitsmaßnahmen erfordern. Aber wir sind natürlich durch die Vorfälle in Dortmund sensibilisiert“, heißt es. Andreas Rettig, Geschäftsführer des FC St. Pauli, wollte aufgrund der unklaren Hintergründe von Dortmund keine Bewertung vornehmen. „Wir haben hundertprozentiges Vertrauen in die Polizei, die in diesem Punkt auch unser erster Ansprechpartner und Herr des Verfahren ist. Ebenso wie die Polizei keine Einsatzstrategie bekanntgibt, werden wir auch nicht sagen, ob wir jetzt etwas verändern werden“, sagte Rettig im Gespräch mit dem Abendblatt. „Wir dürfen nicht in eine Hysterie verfallen, uns allen muss aber klar sein, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt.“

Die Mannschaft des FC St. Pauli war im Februar 2o14 nach dem 2:1-Auswärtssieg bei Dynamo Dresden im eigenen Mannschaftsbus Opfer einer Attacke von außen geworden. Als der Bus auf der Rückreise an einer Ampel halten musste, flogen aus einer Menschenmenge vor einer Dynamo-Fankneipe Steine und Flaschen gegen den Bus. Dieser wurde so stark beschädigt, dass er nicht weiterfahren konnte. Verletzt wurde allerdings niemand. Die Mannschaft wurde danach mit einem kurzfristig angemieteten Bus, den Dynamo Dresden bezahlte, zurück nach Hamburg gefahren.