Berlin.

Fitness, Teamgeist und Vorbeugung gegen Pfunde im Alter: Dass Sport für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtig ist, bestreitet niemand. Im Gegenteil: Untersuchungen ergeben auch, dass sportlich aktive Kinder ihr Selbstwertgefühl stärken und emotional stabiler sind. Das kann auch später am Arbeitsmarkt helfen.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat nun untersucht, wie viel Sport Jugendliche aus Familien unterschiedlicher Bildungsschichten pro Woche machen. Das Ergebnis der Studie, die dieser Zeitung exklusiv vorliegt, ist gesellschaftspolitisch erschreckend: Über die Hälfte der 12- bis 16-Jährigen aus Elternhäusern, in denen die Eltern keinen berufsqualifizierenden Abschluss haben, treiben keinen Sport. Bei Jugendlichen aus Elternhäusern, wo mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hat, sind es nur rund ein Drittel. „Anders als bei der Frage, ob junge Menschen in ihrer Jugend jemals Sport getrieben haben, zeigen sich beim Umfang der sportlichen Aktivitäten von Jugendlichen, also deutlich ungünstigere Werte bei bildungsferneren Elternhäusern“, sagt IW-Forscher Wido Geis. Als Sport werden alle Aktivitäten außer Spazierengehen gezählt, auch Angebote von Schulen am Nachmittag. Der reguläre Sportunterricht zählt jedoch nicht hinzu.

Zeit für Bewegung hätten laut Studie alle Jugendlichen. Die aktuellsten Daten des Statistischen Bundesamtes zu dem Thema stammen aus dem Jahr 2013. Danach verbringen zwei Drittel der Jugendlichen aus bildungsferneren Elternhäusern ihre Zeit vor allem mit mehr „Chillen“ oder „Abhängen“, also fernsehen, Musik hören, Computer spielen, Handy daddeln oder nichts tun. Fast vierzig Prozent der Kinder aus bildungsfernen Haushalten machen das täglich über vier Stunden. Die IW-Forscher sehen vor allem die Politik und die Schulen in der Pflicht, an den Zuständen etwas zu ändern.