Berlin/Bonn.

Die Szenarien sind düster: Saboteure legen Krankenhäuser und Stromnetze lahm. Hacker greifen die Steuerungseinheiten von Atomkraftwerken an. Terroristen schleusen Viren in die Netzwerke von Sicherheitsbehörden ein. Attentäter zerstören die digitale Infrastruktur und schicken die Bundesrepublik zurück in die Steinzeit. Auch wenn Horrorszenarien vom Cyberkrieg bislang vor allem über Filmleinwände spuken: Die Bedrohung ist längst real.

Das Verteidigungsministerium warnt: „Cyber-Angriffe auf Staaten und deren kritische Infrastrukturen sind schon lange keine Fiktion mehr, sondern Realität.“ Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat das Internet zum Schlachtfeld der Zukunft erklärt. Die Bundeswehr stellt deshalb in dieser Woche eine Art neue Teilstreitkraft in den Dienst. Neben Heer, Marine und Luftwaffe wird eine neue Organisationseinheit mit 13.500 Soldaten und zivilen Mitarbeiter aufgebaut.

Mehr als 20.000 Soldaten und Zivilisten beschäftigen sich bereits in Dutzenden Referaten und Dienststellen mit dem Thema. Bisher sind sie aber in vielen unterschiedlichen Abteilungen untergebracht. Die vorhandenen Fähigkeiten werden nun gebündelt.

Der Schwerpunkt soll zwar auf Verteidigung liegen. Die Cyber-Truppe soll aber auch zu Angriffen in der Lage sein. Die Bundeswehr übt bereits seit vielen Jahren Cyber-Attacken in einer kleinen, geheim agierenden Einheit in Rheinbach bei Bonn. Der offensive Cyberkrieg wirft Fragen auf. Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger sieht darin „erhebliche Gefahren und ein großes Eskalationspotenzial“. „Zudem bleibt Frau von der Leyen bisher auch gefährlich vage, wo die Grenzen solcher Einsätze liegen sollen.“