Berlin.

Die vorweihnachtliche Botschaft von Donald Trump war alles andere als friedfertig. „Lasst uns einen Rüstungswettlauf starten, und wir werden alle anderen übertrumpfen“, twitterte er. Ein klares Signal für Amerikas Anspruch als Supermacht Nummer eins. Was das in Zahlen heißt, wurde später deutlich. Im kommenden Haushaltsjahr sollen Amerikas Verteidigungsausgaben um zehn Prozent auf rund 650 Milliarden Dollar ansteigen – wenn der Kongress Ja sagt. Schon heute liegen die USA beim Militärbudget weltweit mit großem Abstand auf Platz eins.

Aber auch in anderen Regionen wird kräftig an der Rüstungsschraube gedreht. Die Regierungen in Polen und im Baltikum haben seit der Krim-Annexion durch Russland 2014 Sorge vor einer Intervention aus dem Osten. Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran ringen um die regionale Vorherrschaft am Golf. China und die ostasiatischen Anrainerstaaten liegen wegen eines Inselstreits über Kreuz. Überlagert wird der Konflikt durch die zunehmende Rivalität zwischen Washington und Peking in der Wirtschaft und beim Militär. Hier eine Übersicht der Länder, in denen besonders stark aufgerüstet wird.

USA

Mit rund 54 Milliarden Dollar will US-Präsident Donald Trump dem Militär im kommenden Haushaltsjahr die mit Abstand größte Ausgabensteigerung bewilligen. Trump möchte damit sein Wahlkampfversprechen erfüllen, die „ausgelaugten“ Streitkräfte so zu ertüchtigen, dass „es niemand wagt, uns anzugreifen“. Derzeit, so sagt der republikanische Senator John McCain, sei Amerika zu „klein und unterfinanziert“, um im Ernstfall für mehrere Konflikte gleichzeitig gewappnet zu sein. Das Pentagon wird erst im Laufe des Jahres konkrete Anforderungen beschreiben, die über die Standard-Formulierung „Mehr Raketen, mehr Panzer, mehr Kampfjets, mehr Munition“ hinausgehen. Trump spricht mit Blick auf den Rivalen China davon, die Zahl der Kriegsschiffe der Navy von 275 auf 350 zu steigern. Allein die zwei geplanten Flugzeugträger der Gerald-R.-Ford-Klasse schlügen mit 30 Milliarden Dollar zu Buche, sagen Experten.

China

Anfang März erklärte die chinesische Führung, dass ihre Militärausgaben in diesem Jahr nicht mehr ganz so drastisch wachsen würden wie noch in den Jahren zuvor – um „etwa sieben Prozent“. Das Gesamtvolumen belief sich zuletzt auf rund 140 Milliarden Dollar. Damit verfügt China über das zweitgrößte Militärbudget weltweit. Das zusätzliche Geld soll vor allem in einen neuen Flugzeugträger, modernere Atomwaffen und einen Raketenschutzschirm fließen. 2012 stiegen die Verteidigungsausgaben noch zweistellig an. In jenem Jahr hatte US-Präsident Barack Obama angekündigt, seinen außenpolitischen Schwerpunkt künftig auf Ostasien zu legen. Amerika entsandte Flottenverbände ins Südchinesische Meer. Doch hinter den offiziellen Zahlen Pekings steckt nur die halbe Wahrheit: Viele Kosten werden verschleiert. So werden zum Beispiel nach Informationen des Friedensforschungsinstituts Sipri in Stockholm einige Rüstungsausgaben unter dem Forschungsetat verbucht.

Russland

Die Militärausgaben liegen in diesem Jahr bei etwa 50 Milliarden Dollar. Laut Verteidigungsministerium sind das sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Aber die offiziellen Zahlen geben nur beschränkt Auskunft: 18 Prozent des Staatshaushalts unterliegen der Geheimhaltung. Laut dem Global Firepower Index über die konventionelle Schlagkraft von 126 Staaten ist Russland nach den USA die zweitstärkste Militärmacht: Es hat 3547 Flugzeuge, 15.398 Panzer und 352 Kriegsschiffe im Bestand.

Deutschland

Der Militäretat wächst doppelt so stark wie der Bundeshaushalt – in diesem Jahr um acht Prozent auf 37 Milliarden Euro. Die Ausgaben für Ausrüstung – ein Indikator für Modernisierung – liegen bei sechs Milliarden Euro und sind massiv gestiegen. „Das Preisschild für eine angemessene Ausstattung“ bezifferte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) schon im Januar 2016 mit 130 Milliarden Euro bis 2030. Das war lange, bevor Donald Trump US-Präsident wurde. Der „Augenöffner“ war die Annexion der Krim durch Russland im Februar 2014. Jahrelang war an der Bundeswehr gespart worden, überwiegend wurde sie für Kriseneinsätze wie in Afghanistan getrimmt. Ein Wendepunkt war Mitte März 2016 die jährliche CMX-Übung (Crisis Management Exercise) der Nato. Erstmals nach dem Ende des Kalten Krieges lag ihr als Szenario wieder die Bündnisverteidigung zugrunde. Dabei zeigte sich, dass die Nato mit dem simulierten Aufwuchs der gegnerischen Streitkräfte nicht Schritt halten konnte. Nach dem blamablen Ergebnis standen vor allem in Polen und im Baltikum die Zeichen auf Aufrüstung.

Saudi-Arabien

Es liest sich wie ein Witz – ist aber keiner: Saudi-Arabien gibt mehr Geld für Rüstung aus als Russland. 2015 waren es knapp 90 Milliarden Dollar. Das sind rund 14 Prozent der Wirtschaftsleistung der Öl- und Gasgroßmacht. Das Land hat Zweifel, dass Amerika im Ernstfall seine Verteidigung garantieren würde. Das Atomabkommen mit dem Iran 2015 hat das Misstrauen in Riad massiv verstärkt. Die Scheichs befürchten, dass Teheran heimlich an einem Nuklearwaffen-Programm arbeitet. Das sunnitische Saudi-Arabien versteht sich gegenüber dem schiitischen Mullah-Regime als regionale Führungsmacht.

Iran

Nach Angaben des britischen IHS-Markit-Instituts will der Iran seine Verteidigungsausgaben für das laufende Jahr von 13,7 Milliarden Dollar auf 16,3 Milliarden Dollar steigern. Die zusätzlichen Gelder sollen vor allem in die Entwicklung von Langstreckenwaffen, von bewaffneten Drohnen und die Fähigkeiten für Kriegsführung im Internet fließen, meldete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Seit der Amtseinführung von Trump hat der Iran mehrere Raketentests unternommen – wohl um den neuen US-Präsidenten auf die Probe zu stellen.

Nordkorea

Niemand weiß genau, über wie viele Atombomben der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un verfügt. Die einen vermuten ein Dutzend, andere sprechen von mehr als 50. Doch eines steht fest: Nordkorea hat trotz aller Sanktionen sein Atomwaffen-Programm ausgebaut. Allein 2016 führte Pjöngjang zwei unterirdische Atombomben-Tests durch und schoss wahrscheinlich fast zwei Dutzend Raketen ins All. Nach Einschätzung von westlichen Experten dauert es nur noch wenige Jahre – einige meinen sogar Monate – bis das Regime auch die USA mit Nuklearwaffen angreifen könnte.