Paris.

Der französische Präsidentschaftswahlkampf geht auf die Zielgeraden. Dabei zeichnet sich knapp fünf Wochen vor dem ersten Wahlgang ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron und der Chefin des rechtsextremen „Front National“ (FN), Marine Le Pen, ab. Nach einer Umfrage des Instituts Odoxa landete Macron bei 26,5 und Le Pen bei 26,0 Prozent. Der konservative Bewerber François Fillon lag bei 19 Prozent. Die beiden Erstplatzierten ziehen in die Stichwahl am 7. Mai ein. Hier läge Macron mit großem Abstand vorn.

Am Montagabend kam es zur mit Spannung erwarteten TV-Debatte zwischen den fünf aussichtsreichsten Kandidaten, die bei Redaktionsschluss noch andauerte. Kein anderer Bewerber hatte mehr zu verlieren als Macron, der zudem ungleich unerfahrener ist als alle seine Gegenspieler. Doch der politische Quereinsteiger zeigte sich unbeeindruckt und wich kein Jota von seiner gemäßigten Linie ab, die „die Progressisten dieses Landes, von rechts wie von links, gegen die Blockaden unseres festgefahrenen Systems“ vereinigen will.

Noch Mitte Januar hatte der Konservative Fillon als Top-Favorit gegolten. Doch dann ließ ihn der Skandal um die vermutete Scheinbeschäftigung seiner Frau als parlamentarische Mitarbeiterin in der Wählergunst auf den dritten Platz abstürzen. Gleichzeitig ermittelt die Justiz wegen mehrerer Finanzaffären auch gegen Le Pen. Doch dies wirkt sich bislang nicht negativ auf deren Umfragewerte aus. Ob es Fillon und Le Pen gelingen kann, aus dem Schatten ihrer Affären zu treten, interessierte allerdings viele Fernsehzuschauer nur begrenzt. Im Mittelpunkt stand vielmehr die Frage, ob der 39-jährige Macron wirklich das Zeug zum Präsidenten hat.

Die Schwierigkeiten Fillons und die Zerstrittenheit des linken Lagers haben viel zu dem Höhenflug des linksliberalen und europafreundlichen Shooting-Stars Macron beigetragen. Aber so scharf umrissen, wie es die Umfragen zeichnen, ist das Bild keineswegs. Mehr als 40 Prozent der Franzosen gaben vergangene Woche an, ihre Wahl noch nicht getroffen zu haben. Gleichzeitig könnte eine Enthaltungsquote von rund 30 Prozent drohen. „Da ist noch jede Menge Luft drin – und zwar in jede Richtung“, kommentiert der Politologe Pascal Perrineau die Orientierungslosigkeit vieler Wähler.

Zu dieser unklaren Lage trug auch die Tatsache bei, dass Benoît Hamon und Jean-Luc Mélenchon an der Fernseh-Debatte teilnahmen. Beide liegen in den Umfragen auf den Plätzen vier und fünf. Sowohl Hamon, der Kandidat der Sozialisten, als auch der von den Kommunisten unterstützten Linksfront-Politiker Mélenchon werben mit radikal linken Programmen um Wählerstimmen. Hamon sorgte mit seinem Vorstoß für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle für Wirbel. Aber das Unvermögen der beiden, sich auf eine einzige Kandidatur zu verständigen, dürfte der Linken jede Chance auf einen Einzug in die Stichwahl nehmen.