Hildesheim.

Wut und Frust mischen sich in der Szene. Ein Extremist postet im Messenger-Dienst Fotos von vermummten Polizisten, sie tragen Kisten aus der Moschee. Scheiben sind gesplittert. Unter den Fotos hetzt der Radikale: „Schaut euch diese Affen und Schweine an. Wiedermal in Hildesheim.“

Zum Verbot des „Deutschsprachigen Islamkreises Hildesheim“ ist die Polizei am Dienstag mit einem Großaufgebot angerückt. Dabei kommt der Schlag gegen die Islamisten nicht überraschend. Schon lange hatten die Fahnder die Moschee im Blick. Der Berlin-Attentäter Anis Amri besuchte sie, und jahrelang agierte dort der im November verhaftete Extremist Abu Walaa. Er gilt als salafistischer Chefideologe und mutmaßlicher IS-Unterstützer. Radikale aus ganz Norddeutschland sollen hier zusammenkommen. Jetzt wurde ihr Verein und der Treffpunkt verboten. Fast 400 Polizeikräfte durchsuchten die Moschee und anliegende Wohnungen.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagt: Muslime seien dort zielgerichtet indoktriniert worden, um sie zur Ausreise in die IS-Kampf­gebiete zu mobilisieren. „Dieser Verein hat Frauen und Männer dabei unterstützt, sich einer menschenverachtenden dschihadistischen Organisation anzuschließen, um in Syrien, im Irak, im Zweifel aber auch hier in Deutschland schwerste Verbrechen zu begehen.“

Die niedersächsische Opposition kritisierte, dass das Verbot viel zu spät komme. Pistorius reagierte: „Ein Vereinsverbot kann nicht eben über Nacht verfügt werden.“ Landespolizeipräsident Uwe Binias sagte, es habe keine Verhaftungen gegeben. Es liefen aber Ermittlungen gegen eine Vielzahl von Vereinsmitgliedern. Die Behörden zählen rund 50 Personen zum „harten Kern“ des Vereins.