Den Haag .

Organisiertes Verbrechen hat sich stark verändert, warnt Europol-Direktor Rob Wainwright. „Und darauf müssen wir vorbereitet sein.“ Die Zahlen, die seine Behörde am Donnerstag vorstellt, klingen gewaltig: In Europa sind demnach mehr als 5000 internationale Verbrecherbanden aktiv – Tendenz steigend. Die organisierte Kriminalität habe in den vergangenen vier Jahren deutlich zugenommen.

Die Syndikate von heute haben kaum etwas mit den Klischees alter Mafia-Filme gemeinsam. Sie arbeiten fast wie multinationale Unternehmen. Sie sind international ausgerichtet, gut vernetzt und nutzen die modernsten Technologien. Im Drogenhandel etwa erwarten die Ermittler, dass die Kriminellen Drohnen für den Schmuggel einsetzen werden. Drogen sind dem Bericht zufolge nach wie vor der größte Markt für die Banden. Mehr als ein Drittel aller Gruppen ist demnach in Produktion, Handel und Verkauf involviert und verdient damit rund 24 Milliarden Euro im Jahr. Die EU ist der Europol-Analyse zufolge „durch die industrielle Produktion synthetischer Drogen eine Schlüsselregion“ für den weltweiten Drogenhandel.

Eine immer größere Bedrohung sind Cyber-Verbrechen. Es ist die brutale Kehrseite der Möglichkeiten des Internets: „Daten sind eine sehr begehrte Ware für Kriminelle“, heißt es in dem Bericht von Europol mit Sitz in Den Haag. Die Verbrecher würden zunehmend Daten stehlen oder Computer blockieren. Erst nach Zahlung von Lösegeld würden die Daten dann freigegeben. Und keiner wird verschont: Verbraucher sind ebenso Opfer wie Firmen oder Regierungen. Die „traditionellen Verbrechen“ sind aber sicher nicht aus der Mode, wie die Analyse zeigt. Autodiebstahl, Betrug, Geldwäsche, Menschenhandel oder Taschendiebstahl – die Banden sind überall aktiv.