Jüterbog. Der Thüringer Fraktionschef Björn Höcke attackiert denSPD-Kanzlerkandidaten scharf

Wer gedacht hat, dass Angela Merkel die größte Feindin der AfD ist, der hat Björn Höcke noch nicht gehört. Statt der Bundeskanzlerin hat der AfD-Politiker aus Thüringen die SPD und ihren Kanzlerkandidaten Martin Schulz als Hauptgegner identifiziert. Seit Wochen steigen die Umfragewerte der SPD, während die der AfD fallen. Höcke scheint die Gefahr erkannt zu haben.

Schulz sei ein „Betonbürokrat vor dem Herrn“, die SPD sei die „schamlose Partei Deutschlands“, rief Höcke gestern Abend seinen Zuhörern auf einer AfD-Veranstaltung im südbrandenburgischen Jüterbog zu. Die SPD stehe für „menschenverachtende Arbeitsmarktreformen“, sagte Höcke, sie sei schuld am „größten Niedriglohnsektor in Europa“. Bei der Vorstellung des AfD-Programms für die Bundestagswahl am Vormittag hatte Parteichef Jörg Meuthen die Hartz-Reformen und das Arbeitslosengeld II noch grundsätzlich gelobt.

Trump als Wahlkampf-Vorbild

Höcke, Fraktionschef der AfD im Thüringer Landtag, zog auch Parallelen zwischen Schulz und Merkel: Der SPD-Politiker sei so fern von den normalen Menschen wie die Kanzlerin. Schulz und Merkel seien „zu hundert Prozent deckungsgleich“. Seiner Partei empfahl Höcke , sich den Wahlkampf des US-Präsidenten zum Vorbild zu nehmen. „Ich kann der AfD nur raten, auf den Spuren von Donald Trump zu wandeln und einen konsequenten Anti-Establishment-Wahlkampf zu machen“, so Höcke. Auch in diesem Punkt ist die Spitze der Bundes-AfD anderer Meinung.

Der Auftritt war einer der ersten, nachdem ein Parteiausschlussverfahren gegen Höcke eingeleitet worden war. Höcke hatte in einer Rede unter anderem eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert. Von diesem Thema hielt Höcke sich gestern Abend fern. Auf eine Frage nach einem neuen Geschichtsverständnis vermied er eine klare Antwort. Die „Altparteien“ seien dabei, dieses Land „durch erzwungenen Multikulturalismus kaputtzumachen“.

Überwiegend sprach Höcke über Familien- und Bildungspolitik. Das seien die Hauptthemen, um die sich die AfD auch im Bundestagswahlkampf kümmern müsse. Er forderte eine „familienpolitische Wende“, die Drei-Kind-Familie müsse „das Leitbild“ sein. Das ursprüngliche Thema der AfD, den Euro, streifte Höcke nur kurz. Die einheitliche Währung sei schlecht für Deutschland und habe nichts gebracht.