Berlin.

Um den Ärmsten auf der Welt zu helfen, hatte U2-Sänger Bono 2008 One mitgegründet. Seit 2012 unterstützt auch die deutsche Schauspielerin und Sängerin Anna Loos die Organisation. Wir haben mit ihr über die Situation von Mädchen gesprochen.

Frau Loos, Sie sagen, Armut ist sexistisch. Warum?

Anna Loos: Armut kann grundsätzlich jeden treffen. Egal, ob man ein Mann ist oder eine Frau. Allerdings: Je ärmer ein Land ist, desto schwieriger haben es Frauen und Mädchen. Weltweit haben 130 Millionen Mädchen keinen Zugang zu Bildung – das sind mehr Menschen als in Deutschland und Spanien zusammenleben. Wenn es Familien in armen Ländern an Geld für die Schuluniform, den Bus oder die Bücher mangelt, entscheiden sich viele Eltern im Zweifel spätestens nach der Grundschule dafür, die Mädchen zu Hause zu lassen. Sie helfen dann meistens im Haushalt und sind einem viel größeren Risiko ausgesetzt, als Kinder verheiratet zu werden, sich mit HIV anzustecken und früher zu sterben. Bildung hilft Kindern, ihr volles Potential zu entfalten. Wenn alle Mädchen Zugang zu Bildung bekommen, profitieren nicht nur sie, sondern auch ihre Familien, Gemeinschaften und ihre Heimatländer – einfach alle.

Wie sind die Chancen für Mädchen in Deutschland?

Selbst wenn nicht alles perfekt ist: Verglichen mit den meisten Ländern in der Welt haben Mädchen in Deutschland gute Chancen, sich zu verwirklichen. Meine beiden Töchter können in der Schule Wissen, Freunde und eine soziale Kompetenz erlangen. Sie entwickeln auch dadurch ihr Selbstbewusstsein und haben alle Chancen für eine Zukunft, die sie dann nach ihren Wünschen gestalten können.

Tun die Deutschen genug im Kampf gegen Armut von Mädchen?

Das ist eine gute Frage. Deutschland ist dieses Jahr Gastgeber des G-20-Gipfels, dem Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer. Unsere Bundeskanzlerin hat dabei das Thema Afrika – ein Kontinent mit sehr vielen armen Ländern – ganz oben auf die Agenda gesetzt. Sie hat gesagt, dass ihr in diesem Zusammenhang vor allem die Bildung von Frauen und Mädchen wichtig sei. Entscheidend wird sein, wie Deutschland seine Rolle als Gastgeber nutzt. Platt gesagt, braucht es mehr Geld für Bildung, aber auch Reformen in den ärmeren Ländern, um zum Beispiel Hürden zu beseitigen, die einem Schulbesuch von Mädchen im Weg stehen. cu