Paris.

Ein Meer von Nationalfahnen und Regenschirmen pflasterte gestern Nachmittag die Place de Trocadéro im Herzen von Paris. Trotz strömenden Regens waren mehr als 50.000 Menschen dem Aufruf des konservativen Präsidentschaftskandidaten François Fillon gefolgt, ihn zu unterstützen. Aus dem halben Land waren Mitglieder der konservativen Republikaner-Partei mit Bussen angereist.

Die Unterstützung braucht der Ex-Premier dringend. Es war Fillons letztes Aufgebot, das sich im Schatten des Eiffelturms versammelte. Inzwischen meinen 72 Prozent der Franzosen, dass der Spitzenpolitiker auf die Präsidentschaftskandidatur verzichten müsse. Jahrelang soll er seine Ehefrau Penelope als Assistentin scheinbeschäftigt haben.

Lange galt Fillon im Rennen um den Élysée-Palast als Favorit. Inzwischen liegt er in den Umfragen auf Platz drei – hinter der Rechtsextremistin Marine Le Pen und hinter dem parteilosen Bewerber Emmanuel Macron. Noch aber steht die Parteibasis der Republikaner mit einer knappen Mehrheit hinter ihm. Viele Rechtswähler wollen nicht, dass ihr Kandidat aufgibt. Seit in der vergangenen Woche bekannt wurde, dass die Justiz Mitte März ein offizielles Ermittlungsverfahren wegen der Veruntreuung von Steuergeldern einleiten wird, gerät Fillon noch stärker unter Druck. Innerhalb von vier Tagen rückten 250 gewählte Volksvertreter der Republikaner und auch die verbündete Zentrumspartei UDI von ihm ab. Der Leiter seines Wahlkampfteams, dessen Stellvertreter, der Sprecher und der Kassenwart traten zurück. Die Kundgebung gestern auf dem Trocadéro-Platz war zwar ein Erfolg. Aber sie deckte auf, wie einsam es um Fillon in der Spitze der Republikaner geworden ist. Mit Ausnahme weniger Getreuer Fillons glänzten die meisten Barone der Republikaner durch ihre Abwesenheit. Auf einer Krisensitzung will die Parteispitze am heutigen Montag beraten, wie der Kandidat Fillon „abgeschaltet“ werden kann.

Die Parteiführung will ihren Kandidaten loswerden

Dem Vernehmen nach will die Parteiführung Fillon zum Rücktritt drängen und ihn durch Alain Juppé ersetzen. Der frühere Premierminister und Bürgermeister von Bordeaux hat durchblicken lassen, dass er nun doch als Ersatz bereitstünde, falls Fillon sich zurückziehe. Bei den Vorwahlen der Republikaner im November war der 71-jährige Juppé hinter Fillon Zweiter geworden. Allerdings ist Fillon nicht nur Spitzenkandidat der Republikaner, sondern seit Dezember auch Parteichef. Die Parteiführung hat keine Handhabe, ihn zum Rücktritt zu zwingen.

„Résiste!“ (Halte stand) und „Fillon Président“ skandierten die Demons­tranten, nachdem der Kandidat in einer Ansprache nochmals versichert hatte, alle Kräfte für die Zukunft des Landes mobilisieren zu wollen. Auf einen freiwilligen Verzicht deuten diese Worte nicht hin. Ebenso wenig wie das erste Interview mit Penelope Fillon seit dem Bekanntwerden der Affäre, das gestern erschien. Sie ermutigte ihren Mann, „bis zum Ende durchzuhalten“.